Allg. Zeitung Mainz: Unterschätzt / Kommentar von Christian Matz zum Insektensterben

Insekten sind unglaublich wichtig und unglaublich
nützlich. Weil sie die ökologischste Form der Schädlingsbekämpfung
sind, weil sie eine wichtige Futterquelle unter anderem für Vögel
sind und weil ohne sie viele Pflanzen gar nicht erst wachsen würden –
und somit auch dem Menschen die Nahrungsgrundlage verloren ginge.
Aber Insekten können auch unglaublich nerven. Wenn sie stechen, wenn
sie an Sommertagen summend und brummend beim Essen stören und wenn
sie in Sommernächten den Schlaf rauben. Kein Wunder, dass besonders
genervte Zeitgenossen überhaupt kein Problem damit haben, dass es
immer seltener summt und brummt. Tatsächlich aber stehen wir damit
vor einem dramatisch wachsenden, aber noch immer unterschätzten
Problem. Es wäre naheliegend, der Landwirtschaft die Schuld am
Insektensterben zu geben, weil sie mit ihrem hohen Pestizideinsatz
die Lebensgrundlage der Tiere zerstöre. Aber das ist zu kurz gedacht.
Denn erstens sind die Ursachen für das große Sterben noch nicht
restlos geklärt, und zweitens führt die Kritik an den Bauern zwingend
zur Kritik am Verbraucher. Dieser will in der Mehrzahl billige
Lebensmittel, und die produziert man vor allem mithilfe der Chemie.
Wer Bio haben und fördern will, muss bereit sein, dafür etwas mehr
auszugeben. Dass die Politik derzeit keine Lösungen hat, zeigt das
nun vorgestellte Eckpunktepapier der Bundesregierung. Dieses ist vor
allem Ausdruck des Gerangels zwischen Umwelt- und
Landwirtschaftsministerium um den richtigen Weg. Pflanzenschutzmittel
zurückdrängen zu wollen, aber sich vor der Forderung nach einem
Glyphosatverbot zu drücken – das ist vor allem eins: unglaubwürdig.

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Allgemeine Zeitung Mainz
Leonie Peschke
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