Allg. Zeitung Mainz: Verrohung / Kommentar zu Gewalt gegen Kinder / Von Reinhard Breidenbach

Als der leider früh verstorbene Guido Westerwelle
2010 vor „spätrömischer Dekadenz“ in Deutschland warnte, spotteten
manche. Acht Jahre später bleibt festzuhalten: Es ist, auf heutige
soziale und politische Standards hochgerechnet, fast so schlimm wie
im „alten Rom“. Wie anders wären Höchstzahlen von gequälten und
getöteten Kindern zu deuten? Opfer von Taten, die nicht immer, aber
sicher in vielen Fällen von irrwitzigen Zuständen im Netz angeheizt
werden, wo Kinderpornografie und Gewaltdarstellungen boomen. Wir
haben es in Deutschland, natürlich auch andernorts in der Welt, mit
einer beängstigend großen Zahl von Menschen zu tun, die in
hysterischer Weise enthemmt und verroht sind. Zu behaupten, soziale
Missstände seien dafür die Hauptursache, wäre verlogen. Sicher ist:
Seit mindestens zwei Generationen werden in weitem Umfang die
falschen Grundwerte vermittelt, oder gar keine. Üble Vorbilder sind
unterwegs, zum Beispiel Rapper, die sich über Auschwitz lustig
machen. Was tun? Zuallererst die Missstände benennen, anstatt sie zu
verharmlosen. Und dann dagegenhalten, durch präventive
Überzeugungsarbeit, aber auch durch empfindliche Sanktionen. Das
Mindeste, was Politiker tun sollten: Institutionen, die Unheil
abwenden, etwa Jugendämter und Polizei, angemessen ausstatten. Nicht
zuletzt: Datenschutz ist wichtig, aber nicht so wichtig wie
Menschenleben. Die hymnische Verehrung, die dem Datenschutz bei
wichtigen Gerichtshöfen zuteil wird, etwa beim Stopp der
Vorratsdatenspeicherung, ähnelt einem Tanz ums Goldene Kalb. Der
führt zu nichts Gutem.

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