Allg. Zeitung Mainz: Zum Staunen / Kommentar von Jens Frederiksen zur Elbphilharmonie

Kein Stammtisch, der nicht in Wallung gerät bei den
Themen öffentliche Hand und Geldverschwendung. Prachtbauten, nein
danke: Bis tief hinein in die politische Nomenklatur lassen sich
Befürworter für eine flächendeckende Ausstattung der Republik mit
Kindertagesstätten sehr viel einfacher finden als für den Neubau von
Museen, Theatern oder gar Konzertsälen. Wie schön daher, dass die
Budgets von Bund, Ländern und Städten gelegentlich trotzdem für
repräsentative Bauten zum Einsatz kommen. Wie schön aber vor allem,
dass jetzt die Elbphilharmonie nach einer Zitterpartie sondergleichen
– einer architektonischen, einer finanziellen und einer politischen –
stolz und unverwechselbar im Hamburger Hafen aufragt. Um nicht
missverstanden zu werden: Die Kostenexplosion von ursprünglich 77
Millionen Euro Zuschussbedarf auf das Zehnfache ist wahrlich kein
Heldenstreich. Unentschlossenheit, willkürliche Umplanungen,
punktuell wohl auch Unfähigkeiten haben dazu beigetragen, dass immer
teurer wurde, was von Beginn an schon nicht preiswert veranschlagt
war. Aber zu guter Letzt ist den Hamburgern etwas zugewachsen, was
das Zeug zum weltweiten Touristenmagneten hat. Ob sich der Prachtbau
je amortisieren wird, steht in den Sternen. Spielt auch keine Rolle.
Allein die Tatsache, dass eine Stadt wie Hamburg es schafft, sich ein
neues Wahrzeichen zu verpassen, ist eine Tat. Bislang musste dafür
der Michel herhalten, eine Barockkirche mittlerer Güte – jetzt ist
das ein einzigartiger Glasbau mit Wellenbrecher-Anmutung und
spektakulär geschwungenem Dach. Man darf endlich wieder staunen. Die
Baukosten werden darüber schnell vergessen sein.

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