Allgemeine Zeitung Mainz: Déjà-vu / Kommentar zur Bahn, von Ralf Heidenreich

Wer das Zukunftsprogramm der Bahn durchliest, erlebt
ein Déjà-vu. Alles schon gehört, und nicht nur einmal. Seit Jahren
verspricht der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube Besserung, doch
geschehen ist wenig bis nichts. Viele setzen nun die Hoffnung darauf,
dass man es Grube künftig nicht mehr durchgehen lassen wird, einfach
nur wohlfeile Ziele zu verkünden. Ansonsten rollt dieses Mal auch
sein eigener Kopf, so die Erwartung. Nach einem Blick auf das
Geburtsdatum des Bahn-Chefs macht sich jedoch Ernüchterung breit.
Grube ist 64 Jahre alt. Es sei daher durchaus die Frage erlaubt, wie
hoch überhaupt noch seine Motivation ist, das Unternehmen mit der
nötigen Konsequenz und auch Härte zu sanieren. Man stellt sich nach
der Lektüre von „Zukunft Bahn“ überdies die Frage, warum dafür ein so
großes Strategie-Team samt hoch dotierter Unternehmensberatung
aufgesetzt werden musste, das jede Menge Euro verschlingt. Hätten die
Manager ihren Kunden so zugehört, wie sie das vorgeben zu tun, hätten
sie zumindest beim Personenverkehr ohne Probleme auch selbst darauf
kommen können, wo es hakt und was zu tun ist. Man darf in der Debatte
aber auch nicht vergessen, dass sich das Unternehmen nur so weit
entwickeln kann, wie ihm der Bund als Eigentümer (finanziellen)
Spielraum lässt. Und da liegt einiges im Argen. Die Bundesregierung
mit Verkehrsminister Alexander Dobrindt an der Spitze macht
jedenfalls nicht den Eindruck, als ob sie alle Hebel in Bewegung
setzt, damit das Staatsunternehmen wieder unter Volldampf fahren
kann. Natürlich wächst die Konkurrenz auf der Straße, aber auch hier
gibt es immer zwei Möglichkeiten: Entweder man kapituliert oder man
nimmt den Kampf mit einer offensiven Strategie auf.

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