Allgemeine Zeitung Mainz: Eiskalt / Kommentar zu Opel / Von Achim Preu

Wie die Stimmung ist? Natürlich im Drehzahlkeller.
Und zwar ganz weit unten. Denn die neue Opel-Mutter PSA will dem
Technischen Entwicklungszentrum, dem Stolz von Rüsselsheim, den Saft
abdrehen. Die lobhudelnden Worthülsen zu German Engineering nach dem
Kauf sind als solche entlarvt. Dort, wo eigentlich die Zukunft
gemacht wird, herrscht düstere Kahlschlag-Atmosphäre. Motivation und
Ideenreichtum bleiben da unweigerlich auf der Strecke. Opel schickt
sich endgültig an, zur hohlen Hülle zu degenerieren. Damit wird der
Blitz zur Verlierermarke. Aber wer kauft schon Autos vom Verlierer?
Dass Franzosen, anders als man meinen könnte, eiskalte Technokraten
und Geschäftsleute sind, manche sich die inkompetenten US-Manager
zurückwünschen – dieser Tage ist dem so. Doch Hand aufs Herz:
Überrascht von den neuen Plänen darf niemand sein. Auch nicht die
bisweilen erschreckend naive Arbeitnehmerseite. Zum einen sind die
GM-Entwicklungsaufträge perdu. Zum anderen gibt es bei PSA ein
Entwicklungsteam mit 13 000 Köpfen. Und Carlos Tavares muss liefern,
nimmt ganz pragmatisch die Sanierung bei PSA als Blaupause.
Andererseits: Gehen große Teile des ITEZ an
Entwicklungsdienstleister, könnte das sichere Jobs bringen. Nun zu
behaupten, Opel-Ingenieure seien alt und teuer, ist da alles andere
als hilfreich und eine ziemlich perfide Nummer. Offenbar wird es
jetzt richtig schmutzig. Wer sein Häuschen hier hat, die sozialen
Bindungen der Familie nicht kappen will, muss sich also mit allen
Optionen beschäftigen. Eine Region, die nach Technikern giert, bietet
zumindest theoretisch Chancen. Aber selbstredend nicht für alle.

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