Allgemeine Zeitung Mainz: Kopfgeldjäger / Kommentar zur Beamtenakquise der Debeka

Inoffizieller Mitarbeiter, Vertrauensmitarbeiter –
wo ist da der Unterschied? Die zweifelhaften Akquise-Methoden der
Debeka mit der menschenverachtenden Überwachung der Stasi zu
vergleichen, ist zugegeben gewagt. Und doch gibt es zwei Parallelen:
die zynische Wortwahl für ihre Informanten und die bewusste Täuschung
der „Zielobjekte“. Der Versuch des Versicherungskonzerns, dieses
ebenso erfolgreiche wie infame System der Mitgliedergewinnung mit dem
Hinweis zu rechtfertigen, die Debeka sei eine „Selbsthilfeeinrichtung
von Beamten für Beamte“, ist ein untauglicher Versuch, dieses System
der Kopfgeldjägerei auch noch zu rechtfertigen. Wenn der Vorstand der
Debeka diese Praxis gekannt und befördert hat – woran es kaum noch
Zweifel gibt – kann er nicht im Amt bleiben. Zugleich müssen sich die
öffentlichen Arbeitgeber in diesem wohl umfangreichsten Fall von
Beamtenbestechung umgehend positionieren. Es mag sein, dass es sich
im beamtenrechtlichen Sinn um keine Bestechung handelt.
Bürgermeister, Minister und Behördenchefs müssen allerdings umgehend
klarstellen, dass niemand Daten über seine Kollegen hinter deren
Rücken weitergeben darf. Und dass jedwedes Provisionsgeschäft eine
Nebentätigkeitsgenehmigung voraussetzt. Wenn das Vertrauen in das
Berufsbeamtentum unserer Staatsdiener nicht nachhaltig erschüttert
werden soll, muss dieser unglaubliche Fall in jeder einzelnen Behörde
sauber aufgearbeitet werden.

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