Allgemeine Zeitung Mainz: Kriminell / Kommentar von Christian Matz zum Wurstskandal

Eklatante Hygienemängel in einem
Lebensmittelbetrieb; Kontrolleure, die bewusst oder wegen
Überforderung wegschauen; Konsumenten, die es so billig wie möglich
haben wollen: Das sind Zutaten für ein potenziell tödliches Gericht.
Der Fall des Wurstherstellers Wilke ist nicht der erste seiner Art,
man denke an all die Gammelfleischskandale. Aber selten liegen die
Dinge, bei allen noch nötigen Ermittlungen, so klar wie bei der
Wilke-Wurst. Und diesmal sind es nicht die Billig-Kunden, die eine
Mitschuld tragen. Die zuständige hessische Verbraucherministerin Hinz
spricht von „hoher krimineller Energie“ bei dem Unternehmen, in dem
offenbar jahrelang unter untragbaren hygienischen Bedingungen
gearbeitet wurde. Dass es geschlossen wurde und nicht mehr aufmachen
darf, ist – auch wenn dies bitter für die „normalen“ Mitarbeiter ist
– die einzig richtige Konsequenz. Ebenso, dass gegen den
Geschäftsführer wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt
wird. Aber, und das ist ein gewichtiger Teil dieses Skandals: Die
Behörden haben viel zu spät reagiert. An erster Stelle der Landkreis,
zu dessen Zuständigkeiten die Lebensmittelüberwachung gehört. Diese
hat völlig versagt, und es ist Aufgabe der übergeordneten Stellen in
Regierungspräsidium und Ministerium, die Gründe dafür aufzuklären und
abzustellen. Dies gilt im übrigen auch für mögliches Versagen im
Ministerium selbst. Denn wenn offensichtlich derart Gefahr im Verzug
ist wie im Fall Wilke, darf ein Ministerium nicht zögern, und die
verantwortliche Ministerin darf dieses Zögern nicht mit personellen
Engpässen entschuldigen. Viele Fragen also sind noch offen – darauf
muss es schnell Antworten geben.

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