Allgemeine Zeitung Mainz: Langer Weg / Kommentar von Ralf Heidenreich zum Tierwohl-Label

Die großen Supermarkt- und Discounter-Ketten haben
sich auf eine gemeinsame Kennzeichnung der Haltungsbedingungen von
Schweinen, Rindern und Geflügel geeinigt. Das ist zunächst einmal gut
und ein erster Schritt. Mehr aber auch nicht. Denn was nützt das
beste Siegel, wenn es die Verbraucher nicht entsprechend erreicht?
Nach wie vor gibt es eine große Kluft zwischen Worten und Taten. Bei
einer Erhebung des Bundeslandwirtschaftsministeriums gab fast die
Hälfte der Befragten an, für Fleisch von Tieren aus besserer Haltung
„auf jeden Fall“ mehr bezahlen zu wollen. Weitere 43 Prozent zeigten
sich geneigt dazu. Ein groß angelegter Kauftest von Wissenschaftlern
zeichnete dagegen ein ernüchterndes Bild: Fast drei Viertel der
Kunden griffen zum Billigangebot. Solange die
Billigfleisch-Mentalität in den Köpfen verankert ist, können auch die
besten Tierwohlsiegel nicht viel ausrichten. Weniger, aber dafür
besseres Fleisch – dieses Bewusstsein zu schaffen, wird noch lange
dauern. Entsprechende Kennzeichnungen können dabei unterstützen.
Nicht mehr und nicht weniger. Nun plant das Bundesagrar- und
-ernährungsministerium noch ein weiteres freiwilliges Tierwohlsiegel.
Das macht es für Verbraucher und Schlachttiere nicht besser, sondern
komplizierter. Was wiederum hätte vermieden werden können, wenn das
Ministerium schneller gewesen wäre und vor der Initiative der
Supermärkte sein Label vorgelegt hätte. Vier Jahre arbeitet man in
Berlin nun schon daran. Jetzt tippelt man hinterher und lässt sich
vorführen. Zudem will die zuständige Ministerin Julia Klöckner
weitere 70 Millionen Euro in eine Werbekampagne stecken. Das ist
rausgeschmissenes Geld.

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