Allgemeine Zeitung Mainz: Schön wär–s / Ralf Heidenreich zu den Kosten des Kohleausstiegs

Wer sich auf die Suche nach klaren Vorhersagen
macht, ob und wenn ja wie der Kohleausstieg die Strompreise steigen
lässt, wird enttäuscht werden. Unterschiedlicher könnten die
Meinungen nicht ausfallen. Dass es hier auch um Politik und
Interessen geht, macht die Sache nicht einfacher. Darüber hinaus
stochert selbst die Wissenschaft hier noch viel im Nebel. Denn die
Bildung von Strompreisen ist von so vielen Variablen abhängig, dass
sich langfristige seriöse Prognosen kaum erstellen lassen. Nach der
Sichtung von Studien lässt sich soviel sagen: Es spricht viel dafür,
dass der Kohleausstieg kurzfristig die Strompreise steigen lassen
wird, das aber nur recht wenig. Was danach kommt, ist unklar. Wird
der Ausbau der erneuerbaren Energien, der den Kohleausstieg
flankieren soll, tatsächlich auf die Strompreise eine dämpfende
Wirkung haben, wie das etwa das Umweltbundesamt prognostiziert? Schön
wär–s. Welche Preiswirkungen entfalten die teuren Gaskraftwerke, die
künftig gebraucht werden? Unklar ist auch, wo die in der nötigen
Kapazität überhaupt herkommen sollen. Deutsche Verbraucher und Firmen
müssen schon jetzt für Strom am meisten in Europa zahlen. Sie
brauchen alles, nur keine weiter steigenden Preise. Auch bei der
Versorgungssicherheit gibt es Fragezeichen. Wissenschaftler betonen,
dass man sich beim Kohleausstieg keine Sorgen machen müsse, unter
anderem weil Deutschland in den europäischen Strommarkt eingebunden
sei. Sprich: Im Notfall kann sich Deutschland leicht Strom im Ausland
besorgen. Aber wollen wir uns tatsächlich derart abhängig von
Stromimporten machen?

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