Allgemeine Zeitung Mainz: Wer und wann? / Kommentar zur Schott-Bilanz

So hat sich Schott-Chef Udo Ungeheuer seine letzte
Bilanzpressekonferenz sicher nicht vorgestellt. Zum Abschied musste
er rote Zahlen präsentieren: Zu dem Konzernverlust in dreistelliger
Millionhöhe kommt noch ein tiefer Griff ins Eigenkapital, das um fast
400 Millionen Euro auf nunmehr 507 Millionen Euro zusammengeschmolzen
ist. Die Spuren, die der Rückzug aus dem Geschäftsfeld der
multikristallinen Photovoltaik hinterlassen haben, werden noch lange
sichtbar sein, zumal die schwache Weltwirtschaft und die
Schuldenkrise auch den übrigen Konzernsparten nur wenig Rückenwind
bieten. Ungeheuer bezeichnete sowohl den Einstieg in die kristalline
Photovoltaik vor zehn Jahren als auch den Ausstieg im vergangenen
Jahr als richtig. Unternehmerischer Erfolg basiert immer auch auf
einer Portion unternehmerischem Risiko – und ein Konzern, der von
Innovationen lebt, muss auch Dinge wagen dürfen. Problematisch ist
also nicht der Blick zurück, sondern der Blick nach vorn: Denn obwohl
Ungeheuer schon im September seinen Rückzug ankündigte, hat der
Aufsichtsrat bis heute keinen neuen Chef präsentiert. Für ein
Unternehmen dieser Größenordnung ein – gelinde gesagt – sehr
unübliches Vorgehen, das viel Raum für Spekulationen lässt und für
Unruhe sorgt. Vor allem ist es das Gegenteil dessen, was ein
Weltkonzern in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten braucht: Eine
Persönlichkeit an der Spitze mit klaren Vorstellungen und Zielen. Wer
dies sein wird und wann sie kommt, vermag nur der Aufsichtsrat zu
sagen. Man darf auf dessen außerordentliche Sitzung am 27. Februar
gespannt sein.

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Florian Giezewski
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