Brauchen immer mehr Bundesbürger einen zweiten Job,
um über die Runden zu kommen? Wer nur die ersten Zeilen des jüngsten
Zahlenwerks der Bundesanstalt für Arbeit liest, dürfte diese These
eindrucksvoll bestätigt sehen. Denn seit 2003 ist die Zahl derer, die
einer zweiten Tätigkeit nachgehen, um über 1,3 Millionen gestiegen.
Alles Lug und Trug also mit der Superkonjunktur und mit der These,
dass es uns selten so gut gegangen ist wie heute? Nein: Wer die
Statistik nämlich bis zu Ende liest, wird sich – auf den ersten Blick
zumindest – ein gutes Stück weit eines Besseren belehren lassen
müssen. Denn zum einen ist auffällig, dass die Zahl der Minijobs
seit 2003 auch deshalb deutlich gestiegen ist, weil sich ab diesem
Zeitpunkt die rechtliche Situation geändert hat und man neben dem
regulären auch noch einen Minijob ausüben darf und so bis zu 400 Euro
steuer- und sozialabgabenfrei verdienen kann. So etwas reizt selbst
Gutverdiener, die schon sehr kräftige Lohnerhöhungen bekommen
müssten, um zusätzlich so viel netto auf dem Konto zu haben. Zum
anderen arbeiten vor allem dort viele noch steuerfrei nebenher, wo es
die gute Konjunktur besonders gut meint, in Baden-Württemberg zum
Beispiel. Alles gut also? Sicher nicht, denn zweifelsfrei verbergen
sich in den jetzt vorgelegten Zahlen auch viele hunderttausend
Menschen, denen wegen mangelnder Qualifikation der Zugang zu besser
bezahlten Hauptjobs verschlossen bleibt, und denen deshalb gar nichts
anderes übrig bleibt, als nach der Arbeit noch mal arbeiten zu gehen.
Fazit: Es gibt Statistiken, die eher verwirren statt aufzuklären.
Diese hier lässt zu viele Fragen offen, als dass man sich entspannt
zurücklehnen könnte. – Schade.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral@vrm.de
Weitere Informationen unter:
http://