Knapp 28.000 Landwirte in Deutschland säen derzeit
Zuckerrüben aus. Doch auf einigen Feldern könnte die diesjährige
Aussaat die letzte sein. Denn Wettbewerbsverzerrungen auf dem Welt-
und EU-Zuckermarkt bedrohen den Zuckerrübenanbau in Deutschland. Für
Rübenanbauer wird die Frucht zunehmend unrentabel. Dies sollten die
Abgeordneten im Agrarausschuss des EU-Parlaments morgen im Blick
haben, wenn sie zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)
abstimmen. Die Zuckerrübe muss aus dem Katalog der
prämienberechtigten Feldfrüchte für gekoppelte Zahlungen gestrichen
werden.
„Die Aussaat für 2019 hat begonnen, aber auch die
Anbauentscheidung für 2020 wird bald getroffen. Deshalb drängt die
Zeit für politische Entscheidungen – Landwirte brauchen jetzt eine
Perspektive“, fordert deshalb Dr. Hans-Jörg Gebhard, Vorsitzender der
Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker.
Wettbewerbsverzerrungen setzen Landwirte unter Druck
Vor allem innerhalb der EU ist der Wettbewerb verzerrt. Aufgrund
gekoppelter Zahlungen für den Rübenanbau haben einige
EU-Mitgliedsstaaten einen Kostenvorteil von bis zu 30 Prozent
gegenüber Deutschland. Zudem dürfen die von der EU verbotenen
Neonicotinoide in 13 EU-Mitgliedsstaaten aufgrund von
Notfallzulassungen weiterverwendet werden. Deutschland gehört nicht
dazu. Daher müssen deutsche Rübenanbauer nun andere
Pflanzenschutzmittel einsetzen, die teurer und gleichzeitig weniger
wirksam sind.
„Wir fordern faire und gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb
der Europäischen Union. Die deutschen Rübenanbauer werden auch im
europäischen Binnenmarkt enorm benachteiligt. Die EU-Regelungen
müssen überall gleich angewandt werden. Das Prinzip muss sein:
entweder alle oder keiner“, sagt Gebhard.
Massive Wettbewerbsverzerrungen gibt es auch auf dem Weltmarkt.
Vor allem die größten Zuckererzeugerländer, wie Brasilien oder
Thailand, subventionieren den Anbau bzw. die Ausfuhr von Zucker. Die
Folge: Der Weltmarktpreis für Zucker ist dramatisch gesunken und
Exporte aus der EU sind nicht mehr kostendeckend.
Zuckerrübe – Wirtschaftsfaktor für ländliche Regionen
Die Zuckerfabriken sind auf Zuckerrüben aus der Region angewiesen.
Ohne sie kann die Zuckerproduktion nicht aufrechterhalten werden.
Verschwindet die Zuckerrübe, stellt dies ein großes wirtschaftliches
Problem dar – besonders für die ländlichen Regionen Deutschlands.
Denn hier schafft Zucker Arbeit, Wertschöpfung und damit
Perspektiven. Jeder Arbeitsplatz in einer Zuckerfabrik sichert rund
neun weitere in vor- und nachgelagerten Bereichen – zum Beispiel bei
Spediteuren, Handwerkern und Zulieferern. Bei durchschnittlich 250
Beschäftigten pro Fabrik und damit 2.250 nachgelagerten
Arbeitsplätzen sowie einer durchschnittlichen Familiengröße von drei
bis vier Personen ergibt sich, dass rund 9.000 Menschen auf
Einkünfte aus der Zuckerproduktion einer durchschnittlichen Fabrik
angewiesen sind – Einkünfte, die ohne den Zuckerrübenanbau wegbrechen
würden.
Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) drängt deshalb auf
schnelles politisches Handeln. „Die deutschen Rübenanbauer brauchen
jetzt Lösungen, damit der Rübenanbau in Deutschland überhaupt Zukunft
hat. Ich glaube nicht, dass es den erklärten politischen Zielen einer
Stärkung des ländlichen Raumes und eines vielfältigen Ackerbaus –
auch im Sinne der Biodiversität – dient, wenn die Rübe aus der
Fruchtfolge verschwindet und die Zuckerfabriken schließen“, ergänzt
Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung
Zucker.
Über die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V.:
Die WVZ ist die zentrale Organisation der deutschen
Zuckerwirtschaft. Ihr gehören die Verbände der 28.000 Rübenanbauer,
die vier Zucker erzeugenden Unternehmen und Firmen des Zuckerhandels
an. Sie vertritt die gemeinsamen Interessen insbesondere auf den
Gebieten Anbau und Verarbeitung von Zuckerrüben, Zucker und
Nebenerzeugnissen, Zuckermarkt- und Agrarpolitik sowie
Außenhandelsrecht und Handelspolitik.
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