Deutschland geht es gut – allen Statistiken zum
Trotz. Ja, es stimmt, dass 16 Millionen Menschen mit ihrem Einkommen
nur mühsam auskommen. Aber sind sie deswegen alle schon arm? Soziale
Außenseiter? Ausgegrenzte gar? In einer Gesellschaft, in der eine
fünfköpfige Familie von der Fürsorge oft besser lebt als von einer
mäßig bis mittelmäßig bezahlten Vollzeitstelle, verliert die Armut im
Falle eines Falles viel von ihrem Schrecken. Dennoch haben die
Statistiker aus Wiesbaden in ihrer jüngsten Studie einige
alarmierende Informationen zusammengetragen. Einen Fernseher, eine
Waschmaschine oder ein Telefon hat heute fast jeder – knapp neun
Prozent der Deutschen jedoch beantworten die Frage, ob sie zumindest
jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit zu sich nehmen, mit Nein.
Ob sie sich diese Mahlzeit nicht leisten können oder gar nicht
leisten wollen, weiß zwar auch die Statistik nicht. Erschreckend aber
sind solche Zahlen allemal. Offenbar sparen viele Menschen, die mit
spitzem Stift rechnen müssen, lieber an ihrem Essen als am Handy. Arm
sind diese Menschen deswegen noch nicht – oder zumindest nicht alle
von ihnen. Wenn der Trend zur Beschäftigung von Mini-Jobbern und
Billiglöhnern, zu Leih- und Gelegenheitsarbeitern aber weiter anhält,
wird die nächste Armutsstatistik aus Wiesbaden weitaus größere Wellen
schlagen als die aktuelle. Jeder dritte Beschäftigte in Deutschland
arbeitet nach Berechnungen des Sozialverbandes VdK inzwischen in
einem mehr oder minder prekären Beschäftigungsverhältnis – ein
Armutszeugnis für ein derart reiches Land wie die Bundesrepublik.
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