Badische Neueste Nachrichten: Auf dem Sprung

Irgendwie kommt einem das Ganze seltsam bekannt
vor: In Hessen stehen sich die beiden Lager Schwarz-Gelb und Rot-Grün
unversöhnlich gegenüber, und für beide fehlt es nach der Landtagswahl
an der nötigen Mehrheit für eine Regierungsbildung. Nach der letzten
Wahl sah die Situation ganz ähnlich aus. Damals entschloss sich
SPD-Landeschefin Andrea Ypsilanti entgegen ihrer Versprechungen im
Wahlkampf doch zu einem Bündnis mit der Linken. Doch der
vermeintliche Befreiungsschlag entpuppte sich als Rohrkrepierer. Bei
der Abstimmung im Landtag von Wiesbaden scheiterte Ypsilanti bei der
Wahl zur Regierungschefin. Eigene Gefolgsleute versetzten der
wortbrüchigen SPD-Spitzenfrau den politischen Todesstoß. Jetzt drohen
die „hessischen Verhältnisse“ zurückzukehren. Um nicht des
Wählerbetrugs bezichtigt zu werden, hat sich SPD-Nachfolger Thorsten
Schäfer-Gümbel ein Hintertürchen offengehalten. Aus politischen
Gründen lehnt er ein Bündnis mit der Linken ab, aber nicht aus
formalen. Möge dies verstehen, wer will. Wenn der Sprung auf den
Regierungssessel in Wiesbaden klappen könnte, wird Schäfer-Gümbel das
Experiment wagen. Geschichte wiederholt sich nicht – so die Hoffnung
des SPD-Manns. Nur ganz so sicher kann er sich dabei nicht sein. Auf
Wortbruch reagieren nicht nur die Wähler allergisch. Es bleibt also
spannend in Hessen. Es wird lange dauern, bis sich die Fronten
geklärt haben. Neuwahlen sind kein Ausweg. Es gilt, sich
zusammenzuraufen.

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Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
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