Die deutsche Wirtschaft sieht sich vor einem
konjunkturellen Frühling. Ihre leichte Schwäche im letzten Quartal
war offenbar nur eine Delle, der eine neue Wachstumsphase folgen
dürfte. Die Freude über die deutsche Sonderkonjunktur wird jedoch
durch die düsteren Aussichten für die Euro-Zone getrübt. Eine
wachsende und stabile Zuversicht in den Chefetagen spricht dafür,
dass die deutsche Konjunkturlokomotive wieder Fahrt aufnimmt, nachdem
sie im letzten Quartal eine Verschnaufpause eingelegt hatte.
Deutschland darf sich nicht nur über eine hohe Beschäftigung freuen,
sondern auch über konsolidierte Finanzen. Gleichwohl bleibt der
Vorwurf des Kaputtsparens polemischer Unfug, denn der Schuldenberg
ist noch immer zu hoch. Der Blick über die Grenzen trübt jedoch die
Freude über die deutschen Konjunkturerfolge. Laut EU-Kommission
dürfte die Wirtschaft der 17 Euroländer auch in diesem Jahr leicht
schrumpfen. Dass sich die Euro-Zone insgesamt nur langsam erholt, ist
bitter. Aber das Gefälle der Wachstumsraten zwischen ihr und
Deutschland liegt im Bereich von nur rund einem Prozent. Weit
bedrückender klaffen die europäischen Arbeitsmärkte auseinander. Die
Erwerbslosigkeit in den südlichen Problemländern ist mehr als viermal
so hoch wie in Deutschland. Auch unser wichtigster Handelspartner
Frankreich kämpft mit wachsenden Problemen, mit einer schrumpfenden
Industrie, einer zu hohen Defizitquote und steigender
Arbeitslosigkeit. Ein Binnenmarkt, dessen Volkswirtschaften recht eng
miteinander verkoppelt sind, riskiert eine Zerreißprobe, wenn die
Leistung der starken Länder sich immer weiter von der der schwachen
entfernt. Eine Insel der Seligen in einem Meer von Hilfsbedürftigen
wirft auf Dauer Probleme auf. Dies vor allem dann, wenn die darbenden
Schuldensünder sich auf die Unterstützung durch die „reichen“ Länder
verlassen, statt ihnen nachzueifern. Das Wachstums- und
Wohlstandsgefälle in der EU verringert sich nicht, wenn einige für
alle zahlen, sondern nur, wenn alle besser werden.
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