Bisher war es immer das gleiche, das
Verhaltensmuster nach einem amerikanischen Amoklauf. Dem ersten
Schock folgten bewegende Trauerfeiern, der Präsident fand passende,
oft große Worte, mahnende Bürgermeister forderten härtere Paragrafen.
Und dann passierte – nichts. Ob es das Kino-Massaker bei der
Batman-Filmpremiere in Colorado war oder das Blutbad in einem
Sikh-Tempel am Michigansee oder der beinahe tödliche Angriff auf die
Kongressabgeordnete Gabby Giffords: Nach kurzer Betroffenheit kehrte
das politische Washington zur Tagesordnung zurück, und jedes Mal
behielt die mächtige Waffenlobby NRA die Oberhand. Doch Newtown, der
unfassbare Massenmord an Erstklässlern und ihren Lehrern, könnte der
berühmte Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Nach Newtown sitzt der Schock einfach zu tief. Nach Newtown denken
selbst Senatoren, die der NRA stets eisern die Treue hielten, an
strengere Regeln für Verkauf und Besitz von Pistolen und Gewehren.
Und auch der US-Präsident spricht inzwischen Klartext. Zumindest
Sturmgewehre sollen nach dem Willen Obamas in der Zukunft verboten
werden. Um die Neuorientierung zu illustrieren: Joe Manchin, ein
Flintenanhänger aus West Virginia, hat noch vor zwei Jahren eine
Novelle, die ihm nicht passte, mit Kugeln zerfetzt, demonstrativ in
einem Wahlwerbespot. Nun denkt auch Manchin, übrigens ein Demokrat
der Obama-Partei, laut über Änderungen nach: Die öffentliche
Sicherheit gehe über das Recht auf privaten Waffenbesitz. Optimisten
mögen an Churchill denken. Von dem großen Briten stammt der treffende
Spruch, dass Amerika am Ende immer das Richtige tue, aber erst,
nachdem es alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft habe. Amerikaner
selber sind stolz auf ihre Gabe, sich in der Krise neu zu erfinden.
Vielleicht beweist sich das Land nach der furchtbaren Tragödie, dass
dies auch für den Handel mit Waffen gilt. Man wird es im neuen Jahr
sehen.
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Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
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