Er steht. Und er denkt gar nicht daran zu 
fallen. Klaus Wowereit hat in seiner bald 13-jährigen Amtszeit als 
Regierender Bürgermeister von Berlin schon so viele Stürme 
überstanden, dass er sich von einem solch lauen Lüftchen wie der 
Steueraffäre seines Vertrauten André Schmitz erst recht nicht aus dem
Amt wehen lässt. Dass der 60-jährige Sozialdemokrat aus einem harten 
Holz geschnitzt ist und eine Teflonschicht besitzt, an der alle 
Affären scheinbar folgenlos abperlen, hat er in der Vergangenheit 
schon mehrfach bewiesen. Was soll ihn, der das S-Bahn-Chaos und das 
Flughafendesaster überstanden hat, noch zu Fall bringen? Doch der 
Eindruck täuscht. So heftig tobt mittlerweile die Debatte, dass es 
längst der Anschein hat, Wowereit selber sei ein Steuerhinterzieher 
und nicht sein Kultur-Staatssekretär. Dass der Regierende 
Bürgermeister Mitte 2012 von Schmitz über den Vorgang in Kenntnis 
gesetzt wurde und dennoch an ihm festhielt, hatte gute und 
nachvollziehbare Gründe. Zum Problem wurde das Ganze jedoch durch 
Wowereits nonchalanten Umgang mit dem Fall, sein demonstratives 
Desinteresse und seine Kaltschnäuzigkeit, lieber den Skiurlaub 
fortzusetzen als sich der Partei, den Abgeordneten und der 
Öffentlichkeit zu stellen. Da war er wieder zu sehen, jener Klaus 
Wowereit, der mit seiner kühlen Arroganz alle anderen spüren lässt, 
wie wenig ernst er sie nimmt und der seit längerem so wirkt, als 
interessiere ihn die Stadt mit ihren Problemen nicht mehr. Mag sein, 
dass Wowereit im Augenblick weder von seiner Partei noch vom 
Koalitionspartner etwas zu befürchten hat, weil in der SPD niemand 
den Königsmörder spielen will und die CDU Neuwahlen fürchtet. Ein 
Bürgermeister aber, der derart abgehoben agiert, darf sich nicht 
wundern, wenn sich die Bürger abwenden. So könnte aus dem Fall 
Schmitz langfristig doch noch ein Fall Wowereit werden. Es hat sich 
einfach zu viel angestaut.
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Klaus Gaßner
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