Dominanz – dieses Wort fällt heute vielen Briten
ein, die Deutschland bewundern und anfeinden. Die einen meinen damit
den „Koloss Schweinsteiger“ und das Team von Joachim Löw bei der EM.
Die anderen haben eher die „Defizit-Fetischistin“ Angela Merkel im
Sinn, die in der Euro-Krise angeblich mit harter Hand den Kontinent
in den Untergang führt. Die Inselbewohner wähnen sich unabhängig vom
Rest Europas, tatsächlich aber macht das Euro-Fieber vor dem
Ärmelkanal nicht halt. Die Briten sind besorgt und verängstigt über
die Zerreißprobe der EU, weil sie verheerende Folgen für ihre eigene
Wirtschaft befürchten. In den vergangenen Monaten trichterte der
Premier David Cameron den Bürgern diesen Grundsatz ein: kein
Aufschwung ohne Europa. „Die Krise vor unserer Haustür macht die
wirtschaftliche Erholung Großbritanniens zunichte“, klagt auch
Finanzminister George Osborne. Das Bemerkenswerte ist jedoch, dass
sich weniger Briten über die Misswirtschaft in Griechenland oder
Italien aufregen als über die vermeintlich unsolidarische Politik der
Bundesregierung. Daraus resultiert die weit verbreitete Forderung,
Deutschland müsse die Schulden der schwächeren EU-Mitglieder
übernehmen. Cameron und Osborne drängen Merkel dazu, mehr
Verantwortung in der Krise zu zeigen. Europa (sprich: Deutschland)
müsse mutig sein und schwierige Entscheidungen treffen. Die Kritik an
Deutschland und die Enttäuschung der Briten mit Europa könnten zu
einem unerwünschten Effekt für die liberal-konservative Koalition in
London führen. Im Königreich wächst die Zahl der Skeptiker, die ein
Referendum über einen möglichen EU-Austritt verlangen.
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