Badische Neueste Nachrichten: Durstiger Geheimdienst

Als das erste Mal die Begriffe Facebook und
Google im Zusammenhang mit der NSA-Datenaffäre auftauchten, zeigten
die Unternehmensgründer Mark Zuckerberg und Larry Page, wie schnell
sich in ihren sozialen Netzwerken Nachrichten verbreiten lassen.
Innerhalb von Minuten erklärten sie unisono: Wir wussten von nichts
und haben erst recht nicht freiwillig mitgemacht. Fakt ist aber, dass
die beiden US-amerikanischen Internet-Riesen nicht erst seit gestern
Daten von Nutzern an Behörden weitergeben. In Deutschland wird jede
dritte Anfrage beantwortet, in den USA sind es sogar fast 80 Prozent!
Diese Zahlen sollten der Internet-Gemeinde zu denken geben. Klar, in
den meisten Fällen fordert die Polizei Informationen, um einer
Straftat auf die Schliche zu kommen – aber eben nicht immer. Wie oft
die Geheimdienste ihren Informationsdurst bei den sozialen Netzwerken
stillen wollen, darüber wird geschwiegen. Eine Vorgabe der NSA.
Kritiker mögen jetzt sagen: Selbst Schuld, wer schon sein
Frühstücksei im Internet postet, der soll nicht so kleinlich sein,
was seine persönlichen Daten angeht. Falsch. Denn natürlich sind auch
E-Mail- und Speicher-Dienste von dem riesigen Überwachungsapparat
betroffen. Die „E-Mail made in Germany“ zweier großer Anbieter
spricht genau diese Ängste an – und ist doch nicht mehr als ein
geschickter Werbeslogan. Denn selbst Datenschutzexperten können nicht
sagen, wo Informationen deutscher Nutzer abgefischt werden. Am
Datenknoten in Frankfurt? Dann wäre es egal, welchen Weg die Daten
nehmen: Am Ende der Leitung sitzt die NSA. Also bleibt nur die
Möglichkeit, seine Daten selbst zu verschlüsseln. Das ist aber nicht
nur mühsam, vor allem verfügen die wenigsten Internet-Nutzer über das
notwendige Know-how. Kaum einer wird sich von dieser Taktik
überzeugen lassen. „Meine Briefe muss ich ja auch nicht codieren“,
denken sich viele. Stattdessen sollten die Enthüllungen durch
Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden etwas anderes bewirken:
Sensibilisierung im Umgang mit unseren Daten. In einer weltweit
vernetzten Welt sollten wir öfter hinterfragen, was wir alles von uns
preisgeben. Außerdem ist die Angst vor dem Datendiebstahl mal wieder
ein willkommener Anlass für ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht –
ohne den Geheimdienst in der Leitung.

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Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
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