Wer in der Vorweihnachtszeit erbost zum
Telefonhörer greifen will, sollte sich das zweimal überlegen – das
kann schief gehen. Vergangenes Jahr bekam das Christian Wulff zu
spüren, jetzt könnte es den Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen
treffen. Der eine wollte die Medien maßregeln, der andere die Justiz.
Wulffs Ende ist bekannt, was aus Fitschen wird …? Sie gehört zu den
Elementen der deutschen Staatsordnung, auf die man stolz sein darf:
die funktionierende Gewaltenteilung, die der Politik, dem Gesetzgeber
und der Justiz, aber auch den Medien ihre Rollen zuweist. Es mag für
etliche verlockend sein, dieses Gleichgewicht von Unabhängigkeit
einerseits und Kontrolle andererseits hier und da etwas zu
verschieben. Und manch einer glaubt, dass das hehre Prinzip das eine
ist, die alltägliche Praxis aber damit nichts zu tun hat –
insbesondere dann, wenn die eigene Betroffenheit groß ist. In der
Stunde höchster eigener Betroffenheit glaubte Jürgen Fitschen, sich
aus der Politik etwas Unterstützung verschaffen zu können. Mit dieser
Hoffnung lag er jedoch gleich doppelt daneben: Selbst ein
wohlmeinender Landesvater hat keine Macht gegenüber Ermittlern; und
damit entbehrt alleine das Ansinnen des Bankchefs jeglicher Vernunft.
Die Empörung über Fitschen ist daher nur allzu verständlich.
Allerdings wirkt der Zorn auf die Großbanken auch etwas gekünstelt,
denn er wird genährt von einem weit verbreiteten Grundmisstrauen
gegenüber Kapital, Renditen und Gewinnen. Das ist nicht angebracht:
Banken gehören zu einer funktionierenden Wirtschaft, Banken gehören
auch zu einer prosperierenden Gesellschaft und Banken unterliegen
strenger Kontrollen. Damit sie ihre Aufgabe erfolgreich erfüllen
können, brauchen sie aber vor allem Vertrauen. Es ist das Pech von
Jürgen Fitschen, dass seine persönliche Kontrollinstanz versagt hat.
Das hat Vertrauen verspielt und Schaden angerichtet, der in Euro und
Cent noch nicht zu kalkulieren ist.
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Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
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