Klaus Wowereit ist ehrgeizig, im Zweifel
skrupellos und ab und an ein wenig zu rabiat im Ton. Nur eines ist
der Berliner Bürgermeister nicht: dumm. Ein Mann in seiner Lage fragt
sich natürlich, ob ein Rücktritt nicht wie eine Befreiung wirken
würde – für ihn selbst, aber auch für die Stadt, die er regiert. Dass
Wowereit der Opposition im Abgeordnetenhaus jetzt nicht den Gefallen
tut, von sich aus zu gehen, ist aus seiner Sicht verständlich. Ein
überstandenes Misstrauensvotum aber ist noch keine
Beschäftigungsgarantie für den Rest der Legislaturperiode. Nach drei
Jahrzehnten in der Politik spürt auch Wowereit, dass ihm die Macht
schleichend entgleitet, dass es im Prinzip nur noch darauf ankommt,
den eigenen Abschied nicht wie eine Niederlage aussehen zu lassen und
schon gar nicht wie eine Flucht aus der Verantwortung. Mitten im
Flughafendebakel ist das zwar ein schwieriges Unterfangen, aber kein
aussichtsloses. Wowereit will den Zeitpunkt seines Rückzuges selbst
bestimmen. Zu viel Zeit allerdings sollte er sich damit auch nicht
mehr lassen. Das Berliner Debakel wirft einen großen Schatten auf das
Ansehen der deutschen Wirtschaft in der ganzen Welt. Von London über
Paris bis ins ferne China machen sich Spott und Häme breit. Das
Flughafen-Desaster beschädigt den guten Ruf von „made in Germany“. Es
geht um nicht weniger als um das Fundament für die Erfolge deutscher
Anlagenbauer in aller Welt.
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Klaus Gaßner
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