Es ist wahrlich kein schöner Befund, dass viele
hier lebende Muslime sich nicht in die Gesellschaft integrieren
wollen. Allerdings ist das Ergebnis auch nicht besonders neu und erst
recht sollte man die vom Innenministerium angeregte Studie mit
Augenmaß betrachten. Denn der Kern der Untersuchungsresultate liegt
woanders: Er macht klar, dass es gden` Muslim nicht gibt. Die Welt
der islamischen Zuwanderer ist genauso vielfältig wie die deutsche
Gesellschaft, die zunehmend Symptome einer weitgehenden Spaltung und
Entfremdung zeigt. Die große Mehrheit der Muslime steht ihrem Leben
in der deutschen Gesellschaft positiv gegenüber. Und eine übergroße
Mehrheit spricht sich deutlich gegen Terrorismus aus. Dass es daneben
abgeschlossene Lebensräume gibt, in denen sich ein bedenkliches
Eigenleben entfaltet, ist gewiss ernst zu nehmen. Aber Vorsicht ist
geboten: Die Intensität, mit der Muslime sich ihrer Gastgesellschaft
zuwenden oder sich von ihr abkehren, folgt einem sensiblen
Reaktionsmuster. Wo man sich sicher und geborgen fühlt, da ist man
auch eher geneigt, Wurzeln zu schlagen. Dass viele sich in dieser
Gesellschaft derzeit nicht geborgen fühlen, das wurde bei der
eindrucksvollen Gedenkfeier in der vergangenen Woche deutlich: Die
Angehörigen der Opfer jener nationalsozialistischem Wahn verfallenen
Mordbande haben diesem unbe stimmten Gefühl Worte verliehen.
Integration ist und bleibt eine Aufgabe für beide Seiten: Der
Gastgeber, der von Zuwanderung seit Jahren profitiert, muss mit
Konsequenz zeigen, wo die unverrückbaren eigenen Werte liegen. Und
muslimische Verbände und Organisationen sind ihrerseits aufgerufen,
bei ihren Mitgliedern für die Chancen zu werben, die das Leben in
einer offenen Gesellschaft bietet – wenn sich alle ihrer Pflichten
erinnern.
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Badische Neueste Nachrichten
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