Politik ist ein kräftezehrendes Geschäft. Für
die Politiker und Politikerinnen in der ersten, aber auch in der
zweiten Reihe gehört der Raubbau am eigenen Körper, an der eigenen
Gesundheit mit zur Stellenbeschreibung. Der Wähler übt Dauerkritik
und erwartet Dauerpräsenz. Die immer komplexer werdende Politik und
das hohe Tempo in der neuen Medienwelt gestatten eine Auszeit zur
nötigen Regeneration höchstens in minimaler Dosis. Da gibt es
sicherlich Politiker mit einer eisernen Konstitution, die vieles
wegstecken – und es gibt die anderen, wie etwa Matthias Platzeck.
Seitdem er an vorderster Stelle der Politik wirkte, wurde seine
Krankenakte immer dicker: In ihr notiert sind all die Hörstürze,
Rückenleiden, permanenten Erkältungen oder grippalen Infekte, zuletzt
gar ein leichter Schlaganfall. Als er sich als SPD-Vorsitzender einst
vollends in das grelle Scheinwerferlicht wagte, endete dies 2006 nach
wenigen Monaten im gesundheitlichen Debakel. Der sensible Platzeck
war dem allem nicht gewachsen. Er erkannte es rechtzeitig und
beschränkte sich auf das Amt des Ministerpräsidenten in Brandenburg.
Hier wurde er in der Wendezeit zum Politiker, hier war er populär. In
der Tat ragte das Politiktalent aus Potsdam zwischen den oft grauen
Regierungschefs der neuen Bundesländer heraus wie ein Paradiesvogel.
Doch selbst in Potsdam hat die Politik inzwischen eine erhöhte
Schlagzahl. Der Abgang skandalträchtiger Minister, die Koalition mit
der Linken, dann die Bruchlandung mit dem Flughafen
Berlin-Brandenburg – auch hier ist die Politik kräftezehrend. Als
Platzeck dann zur Überraschung aller noch den Aufsichtsratsvorsitz
des Skandal-Flughafens übernahm, ein Amt übrigens, das wahrscheinlich
drei gestandene Männer gleichzeitig beschäftigen würde, war klar, was
kommen musste. Es kam der Schlaganfall. Nun zieht ein Sympathieträger
die richtigen Lehren. Gesundheit ist ein hohes Gut. Kein Amt der Welt
ist so schön, dass man dafür das Leben riskieren sollte.
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