Badische Neueste Nachrichten: Kurswechsel in Moskau

Syriens Herrscher Assad verliert einen wichtigen
Verbündeten: Russland will nicht länger als dessen Schutzmacht
agieren. Auch in Moskau geht man jetzt von einem Sieg der Opposition
aus. Assad, der sich bislang der militärischen und politischen
Unterstützung Moskaus sicher sein konnte, wird durch diese Abkehr
geschwächt. Die russische Wende kommt spät. Mittlerweile sind bei den
blutigen Kämpfen in Syrien rund 40 000 Menschen getötet worden.
Trotzdem beharrte Russland immer weiter auf dem Prinzip der
Nichteinmischung. Im UN-Sicherheitsrat blockierte Moskau hartnäckige
jede Resolution, die Sanktionen gegen Assad vorsahen, sollte der das
Blutvergießen nicht stoppen. Es gab mehrere Motive für die russische
Position. Zum einen die traditionellen Bindungen Moskaus zum
Assad-Regime, die noch in die Sowjetzeit zurückreichen. Zum anderen
war Syrien ein wichtiger Absatzmarkt für russische Waffenlieferungen.
Drittens pokerte Moskau in der Syrienkrise um sein Prestige als
Großmacht. Russland wollte wenigstens im Nahen Osten mitreden können.
Dieser weltpolitische Ehrgeiz sorgte mit dafür, dass die Gewalt in
Syrien eskalierte. Denn gerade Russland hätte eine wichtige Rolle
dabei spielen können, Assad den Weg zu einem friedlichen Abgang zu
ebnen. Noch ist unklar, welche Konsequenzen die Abkehr von Assad für
das russische Verhalten im UN-Sicherheitsrat haben wird. Kremlchef
Wladimir Putin ist überzeugt, dass die Lösung der syrischen Krise als
Modell dafür dienen wird, wie die internationale Staatengemeinschaft
künftig mit Konflikten innerhalb eines Landes umgeht. Die Angst der
Russen davor, einen Präzedenzfall zu schaffen, wird eine Einigung
weiterhin schwer machen.

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Klaus Gaßner
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