Die Rückkehr der UN-Inspekteure nach Syrien
wirft vor allem eine Frage auf: Warum suchen die Chemiewaffenexperten
weiter, wenn ihre lebensgefährlichen Ermittlungen keinerlei
Konsequenzen haben? Schon bei ihrer ersten Visite im Bürgerkriegsland
haben sie zweifelsfrei Beweise für den Einsatz von Giftgas gefunden –
und nach Ansicht der USA auch den Verantwortlichen ausgemacht,
nämlich Präsident Baschar Al-Assad. Passiert ist seitdem nichts. Zwar
stimmte das syrische Regime zu, seine Chemiewaffen zu vernichten,
doch das Kriegsverbrechen – von wem auch immer begangen – bleibt wohl
ungesühnt. Immer deutlicher wird, dass in Syrien niemand etwas
gewinnen kann. Für die USA und Präsident Barack Obama geht es nur
noch darum, das Gesicht zu wahren. Friedensnobelpreisträger Obama
hatte den Einsatz von Giftgas einst zur roten Linie erklärt, ließ
seinen Worten aber keine Taten folgen. Gegenspieler Russland bekam
etwas Oberwasser, weil man mit dem Vorschlag der
Chemiewaffenvernichtung einen US-Militärschlag abgewendet hatte. Das
verschaffte Assad Zeit und eine bessere Verhandlungsposition. Doch
auch Moskau weiß, dass ein friedlicher Neuanfang in Syrien nur ohne
den Verbündeten in Damaskus funktionieren kann. Das Problem ist nur:
Was kommt danach? Die Opposition ist zersplittert und von
islamistischen Kräften unterwandert. Stürzt das Regime, entstünde ein
gefährliches Machtvakuum mit unabsehbaren Folgen. Und davor schrecken
alle Beteiligten zurück. Das bedeutet aber auch, dass man dem
blutigen Gemetzel weiterhin zusehen muss.
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Badische Neueste Nachrichten
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