Badische Neueste Nachrichten: sand im getriebe

Frankreichs Sozialisten sind empört: Hat
Bundeskanzlerin Merkel tatsächlich ihre konservativen EU-Amtskollegen
in Italien, Spanien und Großbritannien zu einem Bündnis gegen
Spitzenkandidat Hollande aufgerufen? Obgleich Berlin
dementierte,sorgte die Vorstellung in Frankreich für Wirbel. Merkel
übertreibe, wenn sie eine Mauer gegen den Anführer der französischen
Linken errichten wolle, der womöglich morgen der neue Präsident sei,
hieß es.Enttäuscht sind die Sozialisten auch darüber, dass die
Kanzlerin den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten nicht in
Berlin empfangen will. Bisher war es Tradition im
deutsch-französischen Verhältnis, dass der deutsche Bundeskanzler
beziehungsweise die -kanzlerin oder im umgekehrten Fall der
französische Präsident die Spitzenkandidaten beider Lager empfängt.
So hatte Merkel 2007 die damalige Kandidatin Ségolène Royal
getroffen. Tatsache ist, dass keiner der europäischen Konservativen
von den EU-Initiativen des französischen Sozialisten begeistert ist.
Immerhin will Hollande im Falle seines Wahlsiegs den mühsam
ausgehandelten Fiskalpakt zur Euro-Rettung wieder aufschnüren. Auch
wenn ein möglicher Staatspräsident Hollande in der Praxis vielleicht
nicht in der Lage wäre, das Rad zurückzudrehen, die pure Vorstellung,
dass Frankreich den Fiskalpakt nicht ratifizieren könnte, lässt viele
Politiker erschauern nicht nur im konservativen Lager. Eine
Isolierung des PS-Kandidaten ist allerdings eine gewagte Strategie,
zumal sich die wenigsten Franzosen gerne vom Ausland hineinreden
lassen.

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Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
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