Badische Neueste Nachrichten: Seehofers Hilfsaktion

Ausgerechnet Horst Seehofer plant eine
Hilfsaktion, damit die Liberalen das Wahljahr politisch überleben.
Die Sorge des gewieften Taktikers gilt dabei weniger der eigenen
Hausmacht in Bayern. Dort ist für die CSU eine eigene
Regierungsmehrheit in greifbarer Nähe. Aber auf Bundesebene ahnen die
Unionsbayern das Ende von Schwarz-Gelb – zumal die Kanzlerin über
Schwarz-Grün nicht einmal nachdenken mag. Dass die Freidemokraten
momentan bundesweit nur noch mit zwei Prozent rechnen dürfen, erregt
bei Seehofer und den Seinen nicht nur pflichtgemäße
Beileidsbekundungen. Auch hinter den Kulissen sind sie bei der CSU
entsetzt. „Wir wollen ihnen helfen. Wir wollen die Fortsetzung der
Koalition“, beteuert Seehofer – und lässt offen, ob er damit auch das
Regierungsbündnis mit der FDP in Bayern meint. Hier hätte die CSU ja
noch die Freien Wähler als Flirt-Option, wenn die aktuellen
Umfrage-Werte von 47 Prozent nicht bis in den Herbst halten sollten.
In dieser Situation ist Seehofer klug genug, keinen Lagerwahlkampf zu
empfehlen. So nahe wie Bundestagswahl und bayerische Landtagswahl im
Herbst beieinander liegen, kann sich die CSU einen solchen
Schmusekurs nicht erlauben, wenn sie nach fünf Jahren Zwangspause
wieder alleine regieren will. Die Hilfe für die Liberalen muss aus
solcher Sicht wohl hauptsächlich von der CDU kommen, der ohne FDP die
genehmen Partner zum Machterhalt im Bund fehlen werden. Wie ernst die
Konservativen im Süden die Lage einschätzen, ist daran zu messen,
dass ausgerechnet Horst Seehofer bei seinen Beileidsworten auf jede
Häme verzichtet. Das ist bei diesem Oberbayern nur selten so, wenn es
um die FDP geht. Schließlich lässt er sonst kaum eine Gelegenheit
aus, um darauf hinzuweisen, dass die Krisen der FDP überwiegend
hausgemacht sind – und dass sie nicht dem Bündnis mit den
Unionsparteien geschuldet sind. Der CSU-Chef hätte die Koalition gern
noch näher bei den kleinen Leuten, von den Mütterrenten bis zum
Verzicht auf die Studiengebühren.

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