Badische Neueste Nachrichten: Selbstdarsteller

„Team Stronach“ heißt die neue Partei des vor 15
Jahren nach Österreich heimgekehrten Austrokanadiers und Gründers des
Autozuliefererkonzerns Magna International. Stronach will bei der
Wahl 2013 kandidieren, Umfragen trauen ihm mehr als 10 Prozent der
Stimmen zu. Von einem Team sahen gestern die gezählten 150
Journalisten nichts, stattdessen einen Selbstdarsteller mit der Aura
eines Konzernpatriarchen, dem man trotz demonstrativer Sanftheit
ansieht, dass er allein das Team ist. Auch die Wahl des Ortes, sich
den Medien als Neopolitiker zu präsentieren, entspricht ganz seinem
autokratischen Naturell: die prächtige Orangerie des Schlosses
Schönbrunn, die einstige Sommerresidenz der Habsburger Kaiser. Ein
Hinterzimmer in einem Wiener Kaffeehaus wäre wegen des Medienandrangs
nicht nur zu klein, sondern für Stronach wohl auch nicht standesgemäß
gewesen. Doch bekam der Glorienschein schon erste Kratzer. In einem
TV-Interview konnte Stronach bei der Frage, ob er schon genügend
parlamentarische Überläufer für eine Fraktionsbildung beisammen habe,
nicht einmal deren Namen nennen. Es sind tatsächlich namenlose
Hinterbänkler. Prominentere Persönlichkeiten haben wegen seiner
gebieterischen Art und seinen krausen Reformideen abgesagt,
respektive erst gar nicht auf seine Einladung reagiert. Auch ist
Stronach kein zündender Wahlkampfredner: Die Medienleute quälte er
gestern mit einer fast einstündigen, konfus vorgetragenen
Stegreifpredigt quer durch den Gemüsegarten. So prophezeite er
gestern allen Ernstes: Der 27. September, der Gründungstag seiner
Partei, „wird in die Geschichte Österreichs eingehen und er wird auch
in die Geschichte der Welt eingehen“. Tu felix Austria.

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