Badische Neueste Nachrichten: Show-Effekte

Einen gewissen Sinn für Show-Effekte hat auch
Verteidigungsminister Thomas de Maizière. Nicht in der
vergleichsweise sicheren Transall, sondern mit einem normalen Airbus
der Flugbereitschaft düste der Bundeswehr-Chef ins ferne
Masar-i-Scharif. Dass er für den Weiterflug in die afghanische
Hauptstadt Kabul dann doch in die Luftwaffen-Transall umstieg, die
gegen Raketenattacken gewappnet ist, spricht Bände. Ganz so
friedlich, wie sich die Bundesregierung die Lage in Afghanistan
wünscht, ist die Situation eben doch nicht. Rund um das
Bundeswehr-Feldlager in Masar-i-Scharif spielen die Taliban zwar kaum
eine Rolle, dafür ist in anderen Regionen des Krisen-Landes der
Teufel los. Mit unschöner Regelmäßigkeit explodieren Minen am
Straßenrand oder sorgen Selbstmordattentäter für Angst und Schrecken
unter der Zivilbevölkerung. Von einer friedlichen Entwicklung ist
Afghanistan trotz des Engagements der Isaf-Truppen noch weit
entfernt. Es steht zu befürchten, dass das Land am Hindukusch nach
dem Abzug der internationalen Truppen noch weiter im Chaos versinken
wird. In manchen Regionen des Landes haben die Taliban-Kämpfer wieder
die Oberhand gewonnen. Mit dem Verweis auf das islamische Recht, die
Scharia, werden die Menschen terrorisiert. Schulen, die mit großem
Aufwand gebaut wurden, um auch Mädchen den Zugang zu
Bildungsmöglichkeiten zu eröffnen, werden abgebrannt, weil sie den
Taliban nicht ins mittelalterliche Weltbild passen. In Afghanistan
regiert das Prinzip Hoffnung. Es wird schon alles gutgehen nach dem
Abzug der alliierten Truppen – doch diese Hoffnung ist trügerisch:
Salbungsvolle Worte mögen zum Programm Gesichtswahrung gut passen,
den Menschen im Land helfen sie wenig. Wenn die Deutschen das Land
verlassen, werden die afghanischen Helfer aus Angst vor der Rache der
Taliban mitziehen wollen.

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Klaus Gaßner
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