Gestern war der Tag der Tränen für 13 200
Schlecker-Mitarbeiterinnen. Seit dem 23. Januar, als der
Schlecker-Clan die Insolvenz für das einstige Erfolgsunternehmen
anmeldete, bangten sie um ihre Arbeitsplätze. Parallel nahmen die
wahrlich nicht fürstlich entlohnten Mitarbeiterinnen zur Kenntnis,
welche Sonderleistungen beispielsweise die erfolgsverwöhnten
Autobauer ihrer Belegschaft bezahlten. Gestern kam dann das Aus für
Schlecker: Die Gläubiger wollten die Zerschlagung, weil sie sich so
letztlich immer noch mehr Geld zurück erhoffen als bei einem Verkauf
an einen Investor. Auch die vielzitierte soziale Marktwirtschaft in
Deutschland kann gnadenlos sein: Der Blick in Bilanzen und
Sanierungskonzepte zählt dann mehr als die Schicksale von Tausenden
Schlecker-Frauen. Die haben zwar vor allem in den Ballungsräumen
relativ gute Chancen, im Einzelhandel wieder einen Job zu finden,
weil sie bei Schlecker selbstständiges Arbeiten gewohnt waren. Zu
welchen Bedingungen und zu welchem Zeitpunkt, das steht freilich auf
einem anderen Blatt. Hier ist die Bundesagentur für Arbeit besonders
gefordert, appelliert zu Recht auch Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Die Zerschlagung des Unternehmens – einst Branchenprimus – war zu
erwarten. Für Gläubiger, wie Versicherer von Warenlieferungen,
bestand ein erhebliches Risiko, dass die Produkte deutlich unter
ihrem Marktwert an einen Investor hätten verkauft werden können.
Allein dem Kreditversicherer Euler Hermes schuldet Schlecker etwa 300
Millionen Euro. Jetzt wird also der Ausverkauf in den 2 800 deutschen
Filialen beginnen; die Verträge mit den Vermietern werden gekündigt
und das verbliebene Tafelsilber verscherbelt. Versagt hat auch die
Politik: Bekanntlich ist sie – nach einem Veto der FDP – damit
gescheitert, eine Bürgschaft aller Bundesländer für eine
Schlecker-Transfergesellschaft hinzubekommen. Dann wären die Risiken
für Investoren geringer gewesen – ihre Angebote wären besser
ausgefallen. So gab es 4 400 Kündigungsschutzklagen. Das preist ein
Geldgeber natürlich ein. Der andere Aspekt: In einer
Auffanggesellschaft hätten die Mitarbeiterinnen Zeit gewonnen.
Gescheitert ist mit der Mega-Pleite aber vor allem die Familie
Schlecker: Der Clan hat zu spät erkannt, dass Konkurrenten wie
Karlsruhes dm-Konzern und Rossmann die zukunftsfähigen Konzepte haben
und damit gutes Geld verdienen. Handel bedeutet mehr denn je Wandel.
Vom einstigen Drogerie-Imperium des Anton Schlecker bleiben nun nur
die relativ wenigen XL-Märkte und die Tochter IhrPlatz übrig.
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