„Der demographische Wandel und seine Folgen sind für unsere Städte und Gemeinden eine große Herausforderung. Wer heute für die Zukunft planen will, muss beim Bauen neue und innovative Wege beschreiten“, sagte Joachim Paas, Stellvertretender Leiter der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern in Vertretung von Innenstaatssekretär Gerhard Eck bei der Baukonferenz —-Demographischer Wandel—- in Marktredwitz. Die Oberste Baubehörde vereint alle Fachbereiche des Bauens – Hochbau, Städtebau, Städtebauförderung, Wohnungswesen und Straßenbau – unter einem Dach.
Der staatliche Hochbau entwickelt und realisiert Bauprojekte von Land und Bund. Die Auswirkungen des demographischen Wandels betreffen diese staatlichen Bauten in unterschiedlicher Art und Weise. Viele staatliche Bauten wie Museen oder Finanzämter sollen aufgrund Ihrer Funktion einem möglichst breiten Publikum offen stehen. Ein öffentliches Gebäude muss gerade auch für behinderte Menschen ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sein. Der Anteil der Menschen mit sensorischen und motorischen Einschränkungen wird durch den zunehmend höheren Anteil älterer Mitbürger deutlich ansteigen. Dem Staat als Bauherr kommt dabei eine Vorbildfunktion bei der Erfüllung der Anforderungen des barrierefreien Bauens zu.
Auf Grund der großen Planungs- und Entwicklungszeiträume und der langfristigen Bindung erheblicher kommunaler Finanzmittel ist es insbesondere im Rahmen der Siedlungsentwicklung angeraten, bei Planungsentscheidungen frühzeitig die Szenarien der demographischen Entwicklung im Auge zu behalten. Vorrang sollte die Erhaltung und nachhaltige Weiterentwicklung der gewachsenen Siedlungsstrukturen – der sogenannten Innenentwicklung – haben. Ein kommunales Flächenmanagement als strategisches Instrument für eine vorausschauende Steuerung der städtebaulichen Entwicklung kann dies unterstützen. Dabei gewinnen großräumige städtebauliche Konzepte im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit zunehmend an Bedeutung.
Für die Bewältigung der städtebaulichen Folgen des demographischen Wandels ist die Städtebauförderung das wichtigste Instrument. So ist es der Stadt Marktredwitz im Rahmen des Projekts —-Grenzenlose Gartenschau—- in vorbildlicher Weise gelungen, eine Brachfläche zu beseitigen und dabei die Identität des Umfeldes zu erhalten. Sie wurde hierfür beim Bundeswettbewerb —-Stadt bauen. Stadt leben.—- ausgezeichnet.
Paas betonte ebenso die Bedeutung des selbständigen Wohnens im Alter: „Ein Großteil der bestehenden Wohnungen ist nicht altersgerecht und muss deshalb modernisiert werden. Der Freistaat Bayern fördert gezielt Wohnungen, die ein betreutes oder integriertes Wohnen ermöglichen, Barrierefreiheit inbegriffen, aber auch die altersgerechte Modernisierung des Wohnungsbestandes. Außerdem werden im Rahmen des Experimentellen Wohnungsbaus neue Konzepte für das Wohnen im Alter erprobt. So wird beispielsweise in der Stadt Hof mit dem Modellvorhaben —-Wohnen in allen Lebensphasen—- der Neubau eines Wohnhauses für alle Generationen umgesetzt.
Verkehrsinfrastruktur und Verkehrsangebote sind für die Funktionsfähigkeit von Gesellschaft und Wirtschaft von grundlegender Bedeutung. Ein gut ausgebautes Straßennetz – mit Autobahnen, Bundes-, Staats-, Kreis- und Kommunalstraßen – ist dabei von elementarer Bedeutung. Gerade im demographischen Wandel bedarf das Straßennetz Bayerns mit Blick auf die standortpolitischen Herausforderungen in der gesamten Bandbreite regionaler bis europäischer Anforderungen der Erhaltung seiner Leistungsfähigkeit und des gezielten Ausbaus.
Mit den aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen geht auch eine veränderte Verkehrsmittelnutzung einher. Insbesondere ältere Menschen sind heute mobiler. Der Wunsch, auch im Alter aktiv zu leben, führt zu anderen verkehrlichen Anforderungen als ein vorrangig vom Berufsverkehr geprägtes Umfeld. Um die hier erforderlichen planerischen und baulichen Rahmenbedingungen vorgeben zu können, arbeitet die Oberste Baubehörde an einem Leitfaden für barrierefreie Verkehrsanlagen. Damit sollen Planer und Bauleiter für die Belange der Barrierefreiheit sensibilisiert werden. Er soll kompakt und praxisnah aufzeigen, was für die barrierefreie Gestaltung von Verkehrsanlagen grundsätzlich zu berücksichtigen ist.
Die Oberste Baubehörde hat in diesem Jahr den Internet-Auftritt —-Bauen und Demographie—- freigeschaltet, der mehr als 50 beispielgebende Projekte mit praxisnahen Lösungen aus Bayern mit Bezug zu demographischen Veränderungen vorstellt (http://www.stmi.bayern.de/bauen/themen/demographie/ ). Darunter befinden sich sowohl umfassende gesamtstädtische Planungsansätze als auch Einzelprojekte.
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