S- und U-Bahnen bilden die Verkehrsadern jeder
Metropole. Wie Städte ohne leistungsfähiges Schienensystem im
Verkehrschaos versinken, lässt sich in vielen Entwicklungsländern
beobachten. Berlins Streckennetz und auch der Nahverkehr galten
lange als ziemlich vorbildlich in Europa und der Welt.
Die Fahrgäste, die von immer neuen Zug-Ausfällen,
Streckensperrungen, Ersatzverkehr-Slaloms, Stellwerk-Blackouts oder
wie am Dienstag einer IT-Panne gebeutelt sind, dürften eine andere
Wahrnehmung haben. Seit der S-Bahnkrise mit dem Totalzusammenbruch
2009 ist Berlins Nahverkehr nie wieder so richtig in Tritt gekommen.
Jahrelang haben Senat und S-Bahn das System auf Verschleiß
gefahren. Das Land Berlin hat es aus Geldnot unterlassen, in den
gebotenen Intervallen neue Wagen für die U-Bahnen, aber auch für die
Tram-Strecken zu beschaffen. Die zur bundeseigenen Deutschen Bahn AG
gehörende S-Bahn hat den Betrieb kaputtgespart, getrieben von
Renditeerwartungen.
Die Folgen dieser Fehlleistungen baden heute die Fahrgäste aus.
Der Senat steuert zwar jetzt gegen, ordert in riesigen Zahlen neue
Fahrzeuge. Aber für Ausschreibung, Entwicklung und Produktion werden
Jahre ins Land ziehen.
Wenn Adern verstopft sind, funktioniert kein Organismus und keine
Stadt. Für die rot-rot-grüne Koalition, die sich eine Verkehrswende
zum Ziel gesetzt hat, können Chaos-Tage wie der Dienstag auch
politisch gefährlich werden.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 – 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell