Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn hat lange genug bei
einem staatsnahen Unternehmen wie der Bahn gearbeitet, um die
politische Symbolkraft der Bilder zu kennen. Und nach nichts sehnt
sich die Politik derzeit so stark wie nach einem startenden oder
landenden Flugzeug vom Pannen-Flughafen BER in Schönefeld. Seit
seinem Dienstantritt hat Mehdorn daher aufs Tempo gedrückt, um das
größte Infrastrukturprojekt Ost-Deutschlands doch noch zu einem
glücklichen Ende zu bringen. Er hat zuvor entlassene Mitarbeiter
zurückgeholt und Szenarien der Fertigstellung diskutiert.
Doch auch Mehdorns klare Kante hat bislang eines nicht vermocht:
einen entscheidenden Fortschritt auf der Baustelle zu vermelden. Aber
der Flughafenchef ist offenbar gewillt, den drei Gesellschaftern das
gewünschte Bild zügig zu liefern. Mit Easyjet verhandelt er darüber,
eventuell noch in diesem Jahr nach Schönefeld umzuziehen und
wenigstens einen kleinen Teil des neuen Flughafens zu nutzen. Geht
das Foto vom – wenn auch provisorisch – eröffneten Flughafen Willy
Brandt erst einmal um die Welt, ist der größte öffentliche Druck
gewichen und Mehdorn hat Zeit gewonnen, sich den tausenden Problemen
rund um den Schall- und Brandschutz, die Abfertigungshalle und die
Flugrouten zu kümmern.
Da passt es ins Bild, dass sich Mehdorn nun mit seinem Technikchef
Horst Amann anlegt. Als Amann im August 2012 sein Amt antrat, setzte
er zunächst einmal ein Stoppzeichen. Um das ganze Ausmaß des
BER-Debakels zu erfassen, schickte er alle Bauarbeiter fort und
machte sich an die Bestandsaufnahme der unübersichtlichen Baustelle.
Wenig später vermeldete er ein weiteres Finanzloch in Höhe von 250
Millionen Euro, zum Ärger der drei Gesellschafter Berlin, Brandenburg
und Bundesregierung. Einen konkreten Lösungsplan lieferte Amann
bislang nicht, die Baustelle liegt brach und die negativen
BER-Nachrichten reißen nicht ab. Zuletzt wurde die Information
gestreut, dass allein die Aufrechterhaltung des Status Quo in
Schönefeld jeden Monat 20 Millionen Euro verschlingt. Es braucht
nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, wie Hartmut Mehdorn bei den
morgendlichen Sitzungen drängend mit den Füßen wippt, während Horst
Amann die Bedenken gegen dieses oder jenes vorbringt. Mehdorns
Macher-Anspruch kollidiert mit Amanns Bedachtsamkeit. Das kann auf
Dauer nicht gut gehen.
Sollte es tatsächlich zum Äußersten kommen und Mehdorn seinen
Technikchef vom BER jagen, wäre das ein deutliches Zeichen dafür, wie
es mit dem Flughafen weitergehen könnte: Mehdorn erzwingt die
Teilöffnung des BER, gleichzeitig müssen sich die Berliner und ihre
Gäste auf ein jahrelanges Provisorium in Schönefeld einrichten. Doch
wer interessiert sich noch für die technischen Probleme rund um den
Bau, wenn doch erst einmal der Flugbetrieb beginnt? Die politische
Strahlkraft der Bilder hat es so gewollt.
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