BERLINER MORGENPOST: Digital aufrüsten – Leitartikel von Miguel Sanches

Die jüngste Cyberattacke auf das Netzwerk der
Bundesbehörden wurde entdeckt, analysiert und zurückverfolgt. Das
Netzwerk ist gut gesichert, vom Internet unabhängig, strikt
abgeschottet. Ein solcher Angriff ist aufwendig und kostspielig. Das
Ziel war bestimmt nicht ein einmaliger Erfolg, sondern ein
dauerhafter und unauffälliger Zugriff auf Daten.

Der Koalitionsvertrag von Union und SPD sieht vor, Cyber-Attacken
abzuwehren und zu „verhindern“, eine andere Formulierung für „Hack
back“: für die Fähigkeit, gestohlene Daten sicherzustellen und
Angriffsserver lahmzulegen. Das ist eine Aufgabe erster Priorität,
die auf den designierten Innenminister Horst Seehofer wartet. Er muss
diese Debatte anstoßen und den Sicherheitsbehörden die neue Kompetenz
eröffnen. Angriffe wie aktuell auf das Regierungsnetzwerk sind sogar
eine Argumentationshilfe.

Der Cyberraum ist keine Sickergrube, sondern ein Tresor, oft genug
ohne Tür und Schloss. Deutschland muss den Aufwand für Sicherheit
erhöhen, nicht allein der Staat, sondern vielleicht noch mehr die
Wirtschaft. Eine Exportnation hat was zu verlieren, Geschäftsideen
und Patente sind die Kronjuwelen moderner Unternehmen.

Dass nach der Attacke auf den Bundestag nun auch das
Regierungsnetzwerk zumindest verwundbar ist, hat allerdings etwas
Gutes: Es schärft unser Gefahrenbewusstsein. Wir haben verstanden.

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