Kurzfassung: Das Problem liegt auch an den Orten,
an denen die Organe entnommen werden. Denn zwar steigt die Zahl der
Deutschen, die bereit wären, ein Organ zu spenden. Trotzdem geht die
Zahl der tatsächlich gespendeten Organe zurück. Ein Widerspruch, der
sich auflösen ließe – mit Zeit und Geld. In den Entnahmekliniken gibt
es Beauftragte, die sich um die Organisation von Transplantationen
kümmern. Sie sollen Brücken bauen zwischen Leben und Tod, mit
Angehörigen in ihren wohl schwersten Stunden sprechen – all das tun
sie zusätzlich zu ihrer regulären Tätigkeit als Anästhesist oder
Chirurg. In einem ohnehin viel zu eng getakteten Krankenhausalltag,
in dem Bürokratie und ökonomischer Zwang stetig wachsen, ist das
schlicht unmöglich.
Der komplette Kommentar: Zehntausend Menschen warten in
Deutschland auf das Organ eines anderen. Nie zuvor stand ihre Chance
darauf so schlecht wie heute: Die Zahl der Spender ist 2017 auf das
historische Tief von 797 gesunken. Dramatisch nennt der Chef der
Deutschen Stiftung Organspende (DSO) die Situation. Tödlich ist sie
für Tausende. Ein Grund ist sicher die zu geringe
Spendenbereitschaft, die viel mit fehlendem Vertrauen zu tun hat.
Denn der Tod, der eigene Körper ist eines der sensibelsten Themen
überhaupt. Und da braucht es nicht einmal die Skandale der letzten
Jahre, bei denen Patienten durch Manipulation auf
Transplantationslisten nach oben rutschten, um Misstrauen zu schüren.
Schon die bislang nicht zu beantwortende Frage: Wo genau kommt mein
Organ hin?, hinterlässt bei vielen ein ungutes Gefühl, dem sie mit
einem ,Nein– im Ausweis Ausdruck verleihen. Doch das Problem liegt
auch an den Orten, an denen die Organe entnommen werden. Denn zwar
steigt die Zahl der Deutschen, die bereit wären, ein Organ zu
spenden. Trotzdem geht die Zahl der tatsächlich gespendeten Organe
zurück. Ein Widerspruch, der sich auflösen ließe – mit Zeit und Geld.
In den Entnahmekliniken gibt es Beauftragte, die sich um die
Organisation von Transplantationen kümmern. Sie sollen Brücken bauen
zwischen Leben und Tod, mit Angehörigen in ihren wohl schwersten
Stunden sprechen – all das tun sie zusätzlich zu ihrer regulären
Tätigkeit als Anästhesist oder Chirurg. In einem ohnehin viel zu eng
getakteten Krankenhausalltag, in dem Bürokratie und ökonomischer
Zwang stetig wachsen, ist das schlicht unmöglich. Eine Zahl der DSO
zeigt das sehr deutlich: Von 1250 Entnahmekliniken in Deutschland
meldeten 700 im vergangenen Jahr nicht eine einzige Organentnahme.
Wahrscheinlich fehlte die Zeit. Und einem der Zehntausend das
rettende Organ.
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