BERLINER MORGENPOST: Falsches Urteil zur falschen Zeit Kommentar von Gilbert Schomakerüber die Bewährungsstrafe für einen Raser in Berlin.

Ja, er war zur Tatzeit erst 19 Jahre alt. Ja, das
Taxi vor ihm bremste abrupt. Doch sind das ausreichende Gründe für
ein mildes Urteil? 22 Monate Jugendstrafe mit Bewährung. Der junge
Mann, der eine 19-jährige Abiturientin totfuhr, muss nicht ins
Gefängnis, er muss nur 150 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Dabei wusste der Fahrer, dass er gar nicht fahren durfte, als er an
jenem Tag ins Auto stieg. Er hat nämlich keinen Führerschein. Und er
fuhr zu schnell. Bei angemessenem Tempo hätte er bremsen können. Das
alles spricht gegen ein mildes Urteil.

Und noch etwas kommt hinzu: Es ist das falsche Signal. In den
vergangenen Wochen hat es diverse schwere Unfälle gegeben. In
Steglitz fuhr ein betrunkener Mann eine Mutter tot, die als
Beifahrerin in einem Wagen vor einer roten Ampel wartete. Ein anderer
Autofahrer stach einen Austauschschüler nach einem Streit nieder und
flüchtete. Wieder ein anderer Mann fuhr in Wedding einen
Sechsjährigen an, ließ ihn verletzt liegen und gab Gas. Und wenn die
Polizei eine Kontrolle durchführt, fasst sie Dutzende Fahrer, die
unter Alkohol- oder Drogeneinfluss standen, so geschehen kurz vor
Weihnachten.

Im Straßenverkehr können Unfälle passieren – durch einen Moment
der Unachtsamkeit. Aber wer mutwillig die Verkehrsregeln verletzt,
wer ohne Führerschein oder betrunken fährt, wer sein Auto als Waffe
benutzt, der sollte härter bestraft werden. Es wird Zeit für ein
Stoppschild der Richter. So darf es auf Berlins Straßen nicht
weitergehen.

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