Schön wär–s. „BER – Europe–s most modern Airport“ :
Dieses Versprechen prangte dieser Tage in großen Buchstaben an der
Außenhaut eines Air-Berlin-Langstreckenjets, als er zum Flug von New
York nach Berlin startete. Noch so eine Anekdote mit tieferer
Bedeutung, die vom Desaster eines Flughafens kündet, der eigentlich
längst ein auf Hochtouren laufender Wachstumsmotor für die
Hauptstadtregion sein sollte. Noch eine Posse gefällig? Der
„Scheinflughafen“ in Schönefeld erstrahlt derzeit Tag und Nacht in
Festbeleuchtung, weil niemand den Ausschalter findet. Aber die Lage
da draußen im Süden der Stadt ist zu ernst, um sich über sie lustig
zu machen.
Am Mittwoch waren es weitere zwei Hiobsbotschaften, die die Serie
von Pleiten, Pech und Unvermögen verlängerten. Das Planungschaos rund
um und im Rumpfbau BER zwingt dazu, die Wiederaufnahme der vollen
Bautätigkeit bis in den Spätsommer zu vertagen. Wer will angesichts
dieses Zeitverlusts jetzt noch glauben oder auch nur hoffen, dass man
tatsächlich „schon“ im nächsten Jahr auf „Europas modernstem
Flughafen“ wird landen können? Das zweite Menetekel ist ein
personelles. Dass BER-Aufsichtsratschef Matthias Platzeck den
früheren Frankfurter Flughafenchef Wilhelm Bender doch nicht als
offiziellen Berater vorstellen konnte, ist mehr als eine
Peinlichkeit. Wenn es stimmt, dass Berlins Regierender Bürgermeister
Klaus Wowereit (SPD) aus Verärgerung über seinen Parteifreund und
Nachfolger im Vorsitz des BER-Aufsichtsrats Benders Nominierung
vorerst verhindert hat, dann belastet das die ohnehin schwierige
Suche nach Kandidaten für die vakanten BER-Vorstandsposten weiter.
Und ob Bender nach dieser Brüskierung überhaupt noch bereit ist, als
Nothelfer einzuspringen, dürfte fraglich geworden sein.
Ein Neuanfang sollte es werden, als Platzeck Anfang des Jahres die
Geschäfte im Aufsichtsrat übernahm. Die Realität sieht leider anders
aus: Blockade statt Neustart. Zu den technischen und baulichen
Mängeln kommt der schwere Vertrauensbruch zwischen den drei
Flughafengesellschaftern Berlin, Brandenburg und Bund hinzu, seit
Platzeck von der einvernehmlich beschlossenen Nachtflugregelung
nichts mehr wissen will. Am Mittwoch nun hat sich auch der Landtag in
Potsdam dem Opportunitätsprinzip gebeugt und für eine längere
Nachtruhe am BER gestimmt.
Glaubt Matthias Platzeck wirklich, er könne als Krisenmanager den
BER an den Start bringen, wenn er populistisch einknickt, statt zu
führen und Überzeugungsarbeit bei seinen Brandenburgern zu leisten?
Wann sieht er endlich ein, dass Krisenmanagement nicht zu seinen
Stärken zählt? Die Erfahrungen am Ende seiner Zeit als Potsdams
Oberbürgermeister oder als SPD-Bundesvorsitzender sollten es ihm
leichter machen, den Aufsichtsratsvorsitz aufzugeben. Er ist nicht
mehr glaubwürdig. Und was fast übersehen wird: Platzecks Populismus
verzögert auch die Schließung Tegels und damit die Umwandlung Tegels
in einen Technologiepark der Zukunft. Er handelt damit gleich
zweifach gegen wichtige Berliner Interessen.
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