Bei allem Ansehen, dass sich Chodorkowski mit
seiner Standhaftigkeit im Lager und vor Gericht verdient hat – er ist
kein Politiker. Ihm fehlt das Charisma, der politische Spürsinn, die
Glaubwürdigkeit unter den Wählern. Er ist ja kein Mandela, auch wenn
ihn manche schon euphorisch mit dem Südafrikaner verglichen haben.
Chodorkowski war der gewiefte Chef eines Ölkonzerns, als er in Haft
kam, kein Freiheitskämpfer. Er ist auch keine Julia Timoschenko. Die
beiden haben zwar ähnlich angefangen. Aber als sie festgenommen
wurde, war die ukrainische Gasprinzessin längst zur Berufspolitikerin
geworden. Chodorkowski kann mit dem neuen Kapital, das er sich
erworben hat – seiner Autorität als Häftling – viel tun für die
russische Zivilgesellschaft, aber wenig für die russische Politik.
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