Bernd Heinemann: Aufklärung ist die beste Prävention

TOP 29: Drogenpräventionsprojekte an Schulen /
„Partyprojekt Odyssee“ (Drs-Nr.: 19/595)

Die deutsche Beobachtungsstelle für illegale Drogen und
Drogensucht des European Monitoring Centre hat für illegale Drogen
errechnet, dass 30% der Deutschen mindestens einmal im Leben illegale
Drogen konsumieren. Bei den 12-17-jährigen Deutschen beträgt der
Konsum danach für „die letzten 12 Monate schon 7,3% mit zunehmendem
Trend. Was heißt das für die Prävention? Unsere Demokratie wurde von
der Zeit der Aufklärung geprägt. Gefährdet sind wir nur durch
unaufgeklärte Angst. Was lernen wir schon aus der Begründung des
Antrages der AFD? Angst vor Aufklärung?

Gesundheitsminister Garg hat in seinem Bericht, für den ich mich
ausdrücklich bedanke, die Notwendigkeit und das Dilemma der
Prävention für Jugendliche deutlich gemacht. Noch bis in die 70er
Jahre war das Dilemma der Aufklärung extrem. Das Führerprinzip
bestimmte die Gesellschaft und die Familie. Aufklärung über
Lebensrisiken hieß „Schlafende Hunde zu wecken“ In den 50er Jahren
hat man Kondomautomaten deshalb verboten. Reglementierungen und
Drohungen bestimmten die Tagesordnung und die ungewollt Schwangeren
waren schlicht ahnungslos. Es kann nicht sein, was nicht sein darf,
aber Jugendliche probieren natürlich was ist, besonders wenn sie
ahnungslos sind. Das gilt auch für Drogen und Partys. Seit den 90er
Jahren gibt es bei uns eine Partyszene, die riskante Konsummuster der
sogenannten Partydrogen kennt. Eine wichtige Voraussetzung um
gesundheitliche Risiken zu mindern ist Glaubwürdigkeit.

Das Projekt Odyssee ist seit über 10 Jahren bekannt und über den
Erfolg gibt es Referenzen, von Universitäten, Schulen und Fachstellen
weit über Schleswig-Holstein hinaus. Was heißt das für Flintbek? Die
Flintbeker Schule hat auf Ihrer Homepage alles Wichtige dazu erklärt.
Leider wird die Schule öffentlich nicht zitiert. Die Schule und die
Beteiligten kannten im Vorweg alle Inhalte und Abläufe der
Veranstaltung. Für die 14-16jährigen Jugendlichen wurden ausdrücklich
auch abschreckende Folgen des Konsums vorgestellt. Nach Angaben der
Schule war der Vortrag nicht als drogenakzeptierend zu verstehen. Bis
auf eine Ausnahme hat die Schule von Schülerschaft und Elternschaft
nur positive Rückmeldungen für die Veranstaltung erhalten. Darüber
hat es jedoch bedauerlicherweise keine weitere Berichterstattung
gegeben.

Ein Beispiel aus Großbritannien ist die Schülerin Martha. Sie war
ein gut behütetes Mädchen von 15 Jahren, sie war neugierig und wollte
eines Tages mal eine Partydroge mit ihren Freundinnen ausprobieren.
Sicherheitshalber investierte sie im Internet etwas mehr Geld und
bekam entsprechend hochdosiertes Ecstasy, dass Marthas Herz zum
Stillstand brachte. Sie war nicht abhängig, nur ahnungslos. Die
Reaktion der Eltern auf solche Berichte ist oft pure Angst und sie
machen mehr vom Falschen. Zwanghaft versuchen manche Eltern ihre
Kinder mit Gruselgeschichten vor Drogen zu schützen. Kontrolle statt
qualifizierter Aufklärung. Es ist naiv zu glauben, dass sich Kinder
in den Schulpausen nur über die neuen Matheaufgaben oder den
Flötenunterricht unterhalten. Sie wollen auch etwas von den
aufregenden Erfahrungen, von denen ihre Freunde berichten. Eltern
sollten sich zunächst selbst informieren und dann die Schule dabei
unterstützen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Fake News gibt es
genug, Faktenchecks noch viel zu wenig meine Damen und Herren. Der
richtige Rat an Eltern, das ist meine langjährige Erfahrung: Ruhig
und besonnen bleiben und den Kindern helfen das Leben zu verstehen.
Auch Suchtmittel und nicht nur illegale Exoten gehören zum Leben und
das könnte ich noch nicht mal für ein Kloster ausschließen. Die
meisten Jugendlichen lassen es bei kurzen Erfahrungen und damit gut
sein. Darauf aber sollten wir sie vorbereiten, damit es so bleibt.
Wir Sozialdemokraten danken den qualifizierten Präventionskräften und
Helfern für ihre geprüften Projekte, ohne Zeigefinger aber mit
Fakten. Ich danke Ihnen.

Pressekontakt:
Pressesprecher: Heimo Zwischenberger (h.zwischenberger@spd.ltsh.de)

Original-Content von: SPD-Landtagsfraktion SH, übermittelt durch news aktuell