Ja ist denn heute schon Weihnachten? Dies fragen sich
Aktionäre angesichts satter Gewinne mit Dividendentiteln in diesem Jahr, die
zuletzt noch durch die Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China
sowie den Wahlsieg Boris Johnsons getrieben wurden. Im Moment scheint wirklich
alles zu passen, so dass weltweit etliche Aktienindizes in den vergangenen Tagen
neue Höchststände erreicht haben. Hierzulande hat die Hausse auch den MDax auf
ein neues Hoch gehievt, während der Dax noch kurz davor steht.
Wer den Mut hatte, sich nach dem herben Verlustjahr 2018 in Aktien zu
engagieren, wurde dafür im laufenden Jahr reichlich belohnt: In Euro gerechnet
hat der US-Technologieindex Nasdaq 100 eine Performance von 41,2% erzielt. Der
marktbreite US-Index S&P 500 kommt auf ein Plus von 32,4%, und MDax und Dax
füllen mit einer Performance von 31,8% und 25,9% den Geldbeutel der
Aktiensparer. Auch mit Anleihen war in diesem Jahr übrigens Geld zu verdienen,
doch kommt der Rex-Performance-Index nur zu einem im Vergleich zu Aktien mageren
Plus von 3,9%.
Wenn es auch immer wieder Kursschwankungen – und auch Rückschläge wie 2018 –
gibt, so hat sich in dem zu Ende gehenden Jahrzehnt die Anlage in Aktien
gelohnt: Der Dax kommt auf einen Wertzuwachs von 123%, S&P 500 und Nasdaq 100
haben – unterstützt durch einen festen Dollar – in Euro eine beeindruckende
Performance von 270% sowie 500% erzielt.
Dass Aktien langfristig äußerst lukrativ sind, erkennen zum Glück immer mehr
Bundesbürger, so eine aktuelle Umfrage von Union Investment. Dennoch dominieren
Assets, die inzwischen kaum mehr etwas abwerfen, wie Bargeld und Sichteinlagen
sowie Lebensversicherungen die Geldanlage der Deutschen. Vermögensverwalter Bert
Flossbach hat vollkommen recht, wenn er feststellt, dass das Problem der
einseitigen Geldanlage der Deutschen auch nicht besser wird, wenn sich gerade
führende Politiker als Sparbuchfans outen.
Und während die Aktien steigen, sagen „Crash-Propheten (mal wieder) das Ende der
Finanzwelt voraus“, stellt Stratege Christian Kahler von der DZBank fest. Die
Bestsellerlisten würden von solchen Büchern dominiert. Crash-Prognosen verkaufen
sich offensichtlich gut. „Anleger, die viel Zeit damit verbrachten, sich um
diese Themen zu sorgen, haben nicht investiert und somit die Gelegenheit
verpasst, ihr Vermögen zu schützen oder real zu steigern“, sagt Kahler.
Doch wie geht es nach der reichlichen Bescherung am Aktienmarkt weiter? Um dies
zu beurteilen, hilft ein Blick auf die Zinsseite. Die phänomenale Aktienhausse
wurde ausgelöst durch den unerwarteten Schwenk der großen Notenbanken zurück zu
einer extrem lockeren Geldpolitik. Da die Weltwirtschaft nicht vollends rund
läuft und darüber hinaus noch etliche Risiken bestehen, wie zum Beispiel der
Handelskonflikt, dürften die Notenbanken 2020 die Leitzinsen nicht anziehen.
In den USA sind die Renditen für Staatsanleihen extrem niedrig, und in Euroland
müssen Anleger bei Investments in zehnjährigen Bundesanleihen sogar Geld
drauflegen. „Im derzeitigen Marktumfeld ist realer Kapitalerhalt mit Anleihen
nicht möglich“, stellt Metzler-Analyst Michael Mayer fest. Hinzu kommt, dass in
Euroland immer mehr Banken Negativzinsen für Einlagen erheben. Anleger suchen
nach Alternativen für ihr Erspartes, und da bleiben vor allem Immobilien und
Aktien.
Unter Einbeziehung der Anleiheseite sind insbesondere europäische Aktien, die
relativ hohe Dividendenerträge bieten, sogar preiswert, hat Manfred Hübner, von
Sentix errechnet. Seiner Meinung nach kann der Dax bis Mitte nächsten Jahres bis
auf 15.000 Punkte ansteigen. Die Hausse kann also durchaus weiterlaufen,
wenngleich sich eine Performance wie in diesem Jahr 2020 kaum wiederholen
dürfte.
Jetzt aber können sich Aktiensparer unter dem Weihnachtsbaum zunächst einmal
über ihren hohen Gewinne freuen. Frohes Fest!
(Börsen-Zeitung, 21.12.2019)
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