BGA-Umfrage: Dienstleister lassen sich nicht entmutigen – Wachstumsmotor trotz Krise in Europa

„Die aktuellen Debatten um die Staatsschulden in
Griechenland und anderen Staaten Südeuropas verunsichern die
Dienstleistungsunternehmen und schlagen auf die Stimmung durch. Ein
Großteil des Optimismus ist verflogen. Jedoch lassen sie sich nicht
entmutigen! Die wirtschaftliche Einschätzung gibt nach, bleibt aber
klar positiv. Entscheidend hierfür ist, dass auch immer mehr
Dienstleister ihre Chancen auf den Weltmärkten nutzen.“ Dies erklärte
Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel,
Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), heute in Berlin anlässlich der
Vorstellung der dritten Dienstleistungs-Umfrage, die der BGA
gemeinsam mit dem Verband der Vereine Creditreform (Creditreform) im
Juli unter 3.000 Unternehmen durchgeführt hat.

Unternehmensnahe Dienstleister – hierbei handelt es sich um
Unternehmen, die Dienstleistungen für Geschäftskunden erbringen –
sind schon heute einer der größten Arbeitgeber im Lande und
erwirtschaften über 80 Prozent des Umsatzes im gesamten
Dienstleistungssektor. Für den Erfolg der Deutschland AG sind
Informationstechnologien, Finanzdienstleistungen, Gebäudemanagement,
Logistik, Services sowie Marketing und Medien von besonderer
Bedeutung. Diese Dienstleistungsunternehmen spiegeln gut die aktuelle
Stimmungslage in der deutschen Wirtschaft insgesamt wider, weil sie
unmittelbar an der Entwicklung ihrer Kunden quer durch alle Branchen
hängen. Zugleich sind sie ein stabilisierender Faktor, der immer mehr
an Bedeutung gewinnt.

Dienstleistungsklima: Lage robust – Stimmung getrübt Der
Dienstleistungs-Klimaindikator liegt nun bei rund 130 Punkten. Er hat
damit fast 10 Prozent verloren. Sowohl die Lagebewertung als auch die
Bewertung der künftigen Entwicklung haben gleich gerichtet
eingebüsst. Die Geschäftslage ist von 139 Punkten um 10 Zähler auf
129 Punkte abgesunken. Die Geschäftserwartungen haben sich
geringfügig stärker abgeschwächt. Sie sind um 13 Punkte auf 132
Punkte gesunken.

„Die Stimmung bei den Dienstleistungsunternehmen ist auf den Stand
unmittelbar nach Überwindung der Krise zurückgefallen. Zwar bleibt
der Indikator positiv, allerdings rechnen die Dienstleister damit,
dass es wirtschaftlich verhaltener zugehen wird“, so Professor Dr.
Helmut Rödl, Aufsichtsrat der Creditreform AG.

Konkret erwarten BGA und Creditreform, dass in 2012 die Umsätze um
2 Prozent auf über 721 Milliarden Euro steigen. Dazu hat die
Nachfrage der übrigen Wirtschaftszweige nach Dienstleistungen unter
anderem für Beschaffung, Vertrieb, Marketing und Finanzierung
beigetragen. Auch für das nächste Jahr 2013 wird mit einem leichten
Anstieg um etwa 2 ¼ Prozent auf 737 Milliarden Euro gerechnet.

Basis für diese Einschätzung ist ein gesamtwirtschaftliches
Wachstum von etwa 0,8 Prozent in diesem Jahr und knapp über ein
Prozent im nächsten Jahr 2013. Die Beschäftigung wird in diesem Jahr
mit 7,2 Millionen Arbeitnehmern einen neuen Höchststand erreichen.
Allerdings wird erwartet, dass der Beschäftigungsaufbau im
Dienstleistungssektor an Fahrt verliert.

Megatrend Dienstleistungsexport

„Die Dienstleister sehen sich großteils gut aufgestellt und
wettbewerbsfähig. Zwei von fünf Unternehmen können sich mit ihren
Dienstleistungen gut behaupten und ein weiteres Fünftel glaubt sich
so gut aufgestellt, dass sie für ihre Dienstleistungen neue Märkte im
Ausland suchen. Sie stellen sich der „Globalisierung“. Die
Dienstleister diversifizieren – nicht nur strukturell, sondern auch
regional. Schwerpunkt für neun von zehn exportierenden Dienstleistern
ist Europa, was auch für diesen Sektor die Relevanz des Euro
unterstreicht“, so Rödl.

„Der „klassische“ Warenexport von Gütern wird ergänzt um eine
weitere Säule, den Export von Dienstleistungen, die nicht mehr nur um
die exportierten Waren gruppiert sind, sondern wie beispielweise im
Facility Management eigenständige Leistungen darstellen. Damit
bekommt die deutsche Wirtschaft ein zweites Standbein in der
Globalisierung. Heute stehen wir mit dem Export von Dienstleistungen
dort, wo wir vor etwa zwanzig bis dreißig Jahren mit dem Güterexport
waren. Dabei profitieren die Dienstleister vom guten Ruf der Produkte
–made in Germany–“ ergänzte Börner.

Das gravierendste Problem für den Export von Dienstleistungen
sehen die Unternehmen in den vielfältigen Bürokratiehürden und in der
Administration. Für zwei von drei Dienstleistern ist dies das
Hauptproblem. Noch besonders relevant sind rechtliche Regelungen und
juristische Verfahren. Angemahnt werden weitere Maßnahmen zur
Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die zugleich
auch einen Impuls für die Stärkung der Binnenkonjunktur setzen.

„Was wir derzeit von vielen Seiten an Konjunkturpessimismus
wahrnehmen, ist Jammern auf hohem Niveau. Die Situation ist besser
als ihr Ruf! Und ich bin – im Einklang mit unseren Unternehmern –
überzeugt: wir werden auch nicht abstürzen. 2009 wird sich nicht
wiederholen. Die Entwicklung wird flacher verlaufen. Unserer
Einschätzung nach liegt vor uns eine konjunkturelle Delle – keine
Rezession, aber eben auch kein Boom. Die Politik muss weiter daran
arbeiten, dass die Krisen nicht zu einem dauerhaften
Vertrauensverlust in politisches Handeln, in die Europäische Union
und den Euro führen. Dann kann auch die Wirtschaft wieder stärker
Fahrt aufnehmen!“, so Börner abschließend.

22, Berlin, 29. August 2012

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