–Börse Online—Interview mit Assénagon-Finanzexperte Jochen Felsenheimer: „Bis zum Ende spielen alle Poker“

Einigung über Schuldenerlass für Athen
wahrscheinlich / Zwangsumtausch der Anleihen würde sehr teuren
Präzedenzfall in Europa schaffen / Hedge-Fonds spekulieren nur in
geringem Maße auf Griechen-Pleite

Im Ringen um einen freiwilligen Schuldenschnitt Griechenlands
rechnet Jochen Felsenheimer, Finanzmarktexperte der
Investmentgesellschaft Assénagon, mit einer rechtzeitigen Einigung.
„Bevor im März die erste Anleihe fällig wird, kommt eine Einigung
zustande – aber bis zum Ende spielen alle Poker“, sagte Felsenheimer
im Interview mit dem Anlegermagazin –Börse Online– (Ausgabe 6, EVT 2.
Februar). Die Vorgabe der EU-Partner, die Zinslast für Athen nach dem
Schuldenschnitt auf unter vier Prozent zu drücken, nennt der Experte
„lächerlich und völlig irrelevant“. Dabei gehe es um einen Wert von
fünf Milliarden Euro. „In der Hypo-Real-Estate-Bilanz hat man 55
Milliarden gefunden, um das mal ins Verhältnis zu setzen.“ Alle
Seiten wüssten, dass eine Umschuldung der einzige ökonomisch
rationale Weg sei. „Die Kosten eines unkontrollierten
Zahlungsausfalls wären weitaus größer. Da wäre es ja widersinnig,
wenn man nicht umschulden würde.“

Eine zwangsweise Umschuldung hält der Kreditmarktexperte für den
falschen Weg. „Dann würde genau das Szenario eintreten, das man zwei
Jahre lang vermeiden wollte: eine Pleite Griechenlands und der
Zahlungsfall für Kreditausfallversicherungen“, argumentierte
Felsenheimer. Ein erzwungener Tausch wäre eine sehr teure Idee.
„Damit wäre in Europa ein Präzedenzfall geschaffen. Wenn ein Land
rückwirkend seine Gesetze zum Nachteil der Investoren ändere, würde
kein Anleger mehr in europäische Staatsanleihen investieren.“

Die Verhandlungen über Griechenlands Schuldenschnitt drohen
angeblich auch am Widerstand von Hedge-Fonds zu scheitern. „Ich
glaube aber nicht, dass die wirklich eine Rolle spielen“, sagte
Felsenheimer gegenüber –Börse Online–. „Nach meinen Informationen
besitzen Hedge-Fonds allenfalls zwei bis drei Milliarden Euro.“ Der
Markt für Griechenland-Bonds sei ausgetrocknet. „Hedge-Fonds kommen
da also gar nicht so einfach rein oder raus.“

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