Politiker müssen zur dauerhaften Euro-Rettung
den Rahmen für eine Fiskalunion ausarbeiten / Eurobonds könnten für
mehr Fiskaldisziplin in Europa sorgen / Starke Länder der Euro-Zone
auch künftig gefordert, „für schwächere Länder mitzuzahlen“ /
Griechenland kommt um nochmalige Schulden-Restrukturierung nicht
herum / USA steuern auf große Probleme zu
An einer engeren finanzpolitischen Zusammenarbeit der Euro-Länder
führt kein Weg vorbei. Dieser Meinung ist Jim Leaviss, Leiter des
Anleihe-Teams beim britischen Fondsanbieter M&G. „Die Politiker
müssen unbedingt einen Rahmen ausarbeiten, in dem eine Fiskalunion
möglich ist“, forderte Leaviss im Interview mit dem Anlegermagazin
–Börse Online– (Ausgabe 28/2012, EVT 5. Juli). Denn ohne strengere
Fiskalkontrollen von zentraler Stelle könne der Euro nicht dauerhaft
existieren. „Wir brauchen Eurobonds, wenn die Euro-Zone überleben
soll“, sagte der Anleihen-Experte. Ein möglicher Ansatz sei, Ländern
bis zu den Grenzen des Maastricht-Vertrags die Geldleihe über
Eurobonds zu ermöglichen. Wer sich mehr borgen wolle, müsse dies auf
eigenen Namen zu schlechteren Konditionen tun. „Das könnte ein Weg
sein, mehr Fiskaldisziplin in Europa zu etablieren.“ Trotzdem stünden
die starken Länder der Euro-Zone auch weiterhin in der Pflicht:
„Deutschland, Finnland oder die Niederlande werden nicht darum
herumkommen, für schwächere Länder mitzuzahlen.“ Es liege an den
Deutschen, wie wichtig ihnen die europäische Idee sei.
In Griechenland zeichnet sich Leaviss zufolge vorerst keine Lösung
der Krise ab. „Ich glaube, dass Griechenland seine Schulden nochmals
restrukturieren muss“, meinte der Fondsmanager. Wenigstens habe die
Wahl Mitte Juni dafür gesorgt, dass das Land in der Euro-Zone bleibt.
„Hätte Griechenland die Euro-Zone verlassen, wären Europas Banken in
Schwierigkeiten gewesen.“
Auch auf die hoch verschuldeten USA sieht Leaviss große Probleme
zukommen. „Zu Beginn des nächsten Jahres drohen automatische
Ausgabenkürzungen, außerdem laufen Steuererleichterungen aus“, warnte
er gegenüber –Börse Online–. Eine weitere Abstufung des
US-Kreditratings im nächsten Jahr sei nicht auszuschließen. Dennoch
sieht der Anleihe-Experte den Status der US-Staatsanleihen als
sicherer Hafen nicht gefährdet. „Trotz aller Probleme ist der Dollar
immer noch die Reservewährung der Welt.“ Für Leaviss steht außer
Frage, dass die US-Notenbank Fed weitere geldpolitische Lockerungen
vornehmen wird, wenn die Wirtschaft nicht an Schwung gewinnt.
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