Börsen-Zeitung: Abgeräumt, Kommentar zum Bond-Debüt der FMS Wertmanagement von Kai Johannsen

Dass der Anleihe-Deal der FMS Wertmanagement –
der Abwickler des übernommenen HRE-Wertpapierportfolios – gewiss kein
Rohrkrepierer, sondern angesichts des ausgesprochen guten
Marktumfeldes ein Selbstläufer wird, war allen Beteiligten klar. Aber
dass FMS mit ihrem Bond-Debüt diese Erfolgsdimensionen erreichte, ist
schier unglaublich.

Die Orderbuchdynamik erinnert an die Zeiten der
Liquiditätsschwemme der Jahre 2005 und 2006, als selbst Exoten am
Bondmarkt Benchmark-Deals absetzen konnten, die in normalen Zeiten
noch nicht einmal ein 50 Mill. Euro schweres Ticket zusammenbekommen
hätten. Die Konsorten des FMS-Debüts hatten am Mittwoch im späten
Handel ein Schattenbuch aufgemacht. Schon in der Sondierungsphase –
neudeutsch „Collecting IoIs“ (Indication of Interests) – dürften die
Leads und der Emittent nicht schlecht gestaunt haben. Bei einem
Flüsterspread im Bereich der niedrigen bis mittleren
Zehner-Basispunkte, mit dem Investoren der Mund wässrig gemacht
wurde, kam bis zum Abend ein Schattenbuch im Volumen von sagenhaften
5,8 Mrd. Euro zusammen. Wohlgemerkt: Der Treasurer der FMS,
Ernst-Albrecht Brockhaus, hatte ein Bond-Volumen von 2 bis maximal 3
Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Doch damit nicht genug: Als die
Konsortialführer am Donnerstagmorgen wieder in die Handelsräume
kamen, hatten asiatische Investoren nochmal 1 Mrd. Euro ins Buch
gelegt. Wenig verwunderlich, dass die Orderbücher in der offiziellen
Vermarktungsphase nur noch eine halbe Stunde offengehalten wurden.
Denn um 9.30 Uhr waren sie bis zum Bersten gefüllt: 11,2 Mrd. Euro –
der Schlussstand.

Diese gewaltige Nachfrage lässt nur einen Schluss zu: Die
Investoren haben die Sicherheit des Bond ohne Zweifel erkannt. Die
FMS hat eine Verlustausgleichpflicht des Soffin, und hinter dem
Soffin steht der Bund. Die Garantie wird quasi durchgereicht. Dem
Bond kann nichts passieren. Den kann man sich ruhig ins Portfolio
legen.

Brockhaus hätte den Investorenandrang ausnutzen können, und zwar
bequem. Doch dafür ist der besonnene Treasurer nicht bekannt. Er
blieb beim soliden 3-Mrd.-Deal. Diese Zurückhaltung wird sich für ihn
auszahlen. Denn Brockhaus weiß: Er muss wieder an den Markt. Und
nicht nur einmal, sondern noch ein paar Jahre, schließlich ist sein
Abwicklungsplan auf zehn Jahre ausgelegt. Funding pro Jahr: 20 bis 30
Mrd. Euro. Da macht es sich nicht bezahlt, beim Debüt zu gierig zu
sein. Brockhaus hat abgeräumt, aber die Investoren nicht ausgenutzt.

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