Das Tapering der Fed und die Auswirkungen auf
die Märkte werden die Akteure an den Rentenmärkten, insbesondere in
den USA, im Jahr 2014 intensiv beschäftigen. Ab diesem Monat wird die
US-Notenbank aus der unkonventionellen Geldpolitik (Quantitative
Easing) Schritt für Schritt aussteigen. Die monatlichen Bondkäufe,
die bislang bei 85 Mrd. Dollar lagen, werden zunächst um 10 Mrd.
Dollar reduziert. Die Kürzung der Käufe wird gleichmäßig verteilt auf
US-Treasuries und Hypothekenpapiere. Die Fed pumpt also weiterhin
Geld in die Märkte und liefert somit eine Unterstützung, aber sie
nimmt ein wenig den Fuß vom Gaspedal.
Auch wenn die entsprechende Ankündigung des Tapering im Dezember
kurz vor Weihnachten für den einen oder anderen Marktteilnehmer
überraschend kam, fiel die Reaktion der Märkte bislang doch eher
moderat aus. Darin unterscheidet sich die jetzige Reaktion der Märkte
auch von derjenigen ab Mai vergangenen Jahres. Als die Diskussion
über eine mögliche Rückführung der Bondkäufe hochkochte, zogen die
Renditen spürbar an. Eine entsprechend kräftige Reaktion ist bislang
ausgeblieben.
Das könnte auf zwei Gründe zurückzuführen sein. Zum einen könnte
an den Märkten ein Gewöhnungseffekt eingetreten sein: Das Tapering
als solches und die Ankündigung sowie nun die Durchführung desselben
sind nicht mehr die ganz große Überraschung wie noch im Mai
vergangenen Jahres, als das Rätselraten über das Ob, Wie und Wann
erst begann. Zum anderen ist vielen Markakteuren aber auch klar
geworden, dass 10 Mrd. Dollar Rückführung nicht gerade ein immenser
Schritt sind. Außerdem sind 10 Mrd. Dollar Rückführung der Bondkäufe
auch nicht gleichzusetzen mit einem Beginn von Leitzinsanhebungen.
Ein Drehen an der Zinsschraube wird für dieses Jahr gemeinhin nicht
erwartet. Und schließlich: Die nun einsetzende Rückführung der Käufe
muss nicht zwangsläufig in weitergehende Kürzungen münden. Auch das
hat die Fed im vergangenen Jahr schon klargemacht. Es handelt sich
nicht um eine Einbahnstraße. Sollte sich die konjunkturelle
Verfassung in den USA wider Erwarten verschlechtern, könnten die
US-Währungshüter das Gaspedal auch wieder stärker durchdrücken, d.h.
die Bondkäufe wieder hochfahren. Diese Gemengelage dürfte erklären,
warum es mit den Renditen bei den Staatsanleihen derzeit auch nicht
so stark nach oben geht. Bei weiten Anlegerkreisen ist Zurückhaltung
angesagt.
Sollte sich allerdings die US-Konjunktur nachhaltig robust
entwickeln, dürfte sich das Tapering fortsetzen. Die Käufe dürften
dann graduell weiter zurückgefahren werden. Die Fed steigt damit
immer weiter aus der unkonventionellen Geldpolitik aus, was durchaus
wünschenswert ist. Das Tapering wird dann irgendwann in ein Drehen an
der Zinsschraube münden. Vor diesem Hintergrund wird es dann bei den
US-Staatsanleihen auch zu steigenden Renditen kommen. Auch das sehnen
viele Marktteilnehmer herbei. Denn höhere Renditen werden bei vielen
Adressen – darunter Versicherer und Pensionsfonds – dringend
benötigt.
Höhere Renditen wünschen sich die Anleger aber nicht nur im
Bereich der US-Staatsbonds, sondern auch bei den Bundesanleihen. Vor
dem Hintergrund des Tapering wird vielfach denn auch damit gerechnet,
dass es im Schlepptau des US-Anleihemarktes auch mit den Sätzen bei
den Bundestiteln nach oben gehen wird. Doch dazu muss es nicht
zwangsläufig kommen. Der Markt der Bundesanleihen könnte sich in
diesem Jahr ein Stück weit vom amerikanischen Markt abkoppeln. Denn
die Bundesanleihen stehen noch unter dem Einfluss von zwei anderen
Faktoren.
Da ist zum einen die Staatsschuldenkrise der Eurozone, um die es
in der jüngeren Vergangenheit zugegebenermaßen ruhiger geworden ist.
Sollte es hier zu neuerlichen Verwerfungen kommen, ist durchaus mit
einer wieder erstarkenden Flucht in Sicherheit zu rechnen. Die
Bundesanleihen werden dann vermehrt als sicherer Hafen angesteuert
werden. Das nimmt den Aufwärtsdruck von den Renditen. Zum anderen ist
das Angebot an Schuldpapieren der Deutschen in diesem Jahr
rückläufig. Viele institutionelle Anleger investieren aber
vornehmlich in sichere Staatspapiere mit Top-Bonität, nicht zuletzt
deshalb, weil sie aufgrund von regulatorischen Vorschriften dazu
gezwungen sind. Auf das rückläufige Angebot trifft eine unverändert
hohe Nachfrage, was ebenfalls den Renditeauftrieb deckelt.
(Börsen-Zeitung, 4.1.2014)
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