Vivendi am Ziel, Vodafone auf Kurs, dieses Fazit
spiegelt sich in der Reaktion der Anleger auf den nach langen
Verhandlungen zum Abschluss gebrachten Deal zwischen den beiden
Konzernen wider, die damit beide die strategische Neuordnung ihrer
Portfolios fortsetzen. Für den Eigentümerwechsel von SFR erhalten
sowohl Käufer als auch Verkäufer Beifall an der Börse. Während
Vivendi in den vergangenen Jahren das Gewicht der Telekomaktivitäten
im Portfolio in Wachstumsmärkten und nun auch in der Heimat erhöht
hat, stellt Vodafone seit geraumer Zeit Minderheitsbeteiligungen
sowie kleinere Assets in reifen Märkten auf den Prüfstand.
Dass insbesondere Vodafone für die Aufräumarbeiten im Portfolio
unter der Ägide von Vittorio Colao bei den Investoren schon Beifall
in Gestalt einer um nahezu ein Viertel gestiegenen
Marktkapitalisierung eingeheimst hat, dürfte zweierlei Gründe haben:
zum einen beteiligt der britische Mobilfunkriese die Investoren beim
Verkauf dicker Brocken wie auch Vodafone Japan oder der Beteiligung
an China Telecom stets mit üppigen Aktienrückkaufprogrammen direkt am
Erlös; zum anderen hat der Konzern eine klare Strategie über die
Reallokation der Mittel kommuniziert. Denn parallel zu den Verkäufen
schreitet das Management zur Stärkung des Portfolios in Emerging
Markets wie hauptsächlich Indien, aber auch Afrika. Vor allem der
Verkauf von SFR, der unmittelbar nach Bekanntwerden der Aufstockung
bei Vodafone Essar in Indien kommt, führt zu einer signifikanten
Gewichtsverschiebung der Erlösströme. Bisher standen die
Beteiligungen im westlichen Europa und Großbritannien für gut zwei
Drittel vom Konzernumsatz.
Letzteres muss den Aktionären zunehmend Unbehagen verursacht
haben, nachdem die Performance dieser schwergewichtigen Assets in
jenen reifen Märkten jüngst enttäuschend war, vor allem was
Kontinentaleuropa betrifft. Das zeigte sich nicht zuletzt bei SFR,
die in Frankreich mit scharfer Konkurrenz und folglich Umsatz- und
Margendruck zu kämpfen hat. Die Reife des Assets spiegelt sich in der
Bewertung beim Verkauf wider. Das 6,2-Fache des 2010 erzielten
operativen Ertrags erscheint attraktiv, im Spektrum vergleichbarer
europäischer Aktivitäten aber nicht besonders hoch gemessen etwa an
T-Mobile USA, wo die Telekom ein Multiple von 7,1 erzielte, oder gar
im Vergleich zu Emerging-Markets-Aktivitäten. Wachstum winkt anderswo
und nicht in Europa. Insofern ist Vodafone gut beraten, das Portfolio
entsprechend auszubalancieren.
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