Mit Macht meldet sich die Chicagoer CME Group,
weltweit die Nummer 1 des börslichen Derivatehandels, in der
britischen Hauptstadt zurück. Nur wenige Monate, nachdem es seine
Londoner Töchter CME Europe und CME Clearing Europe geschlossen hat,
legt das Unternehmen nun ein 5,5 Mrd. Dollar schweres Gebot für den
britischen Handelsplattformenbetreiber Nex vor.
Kommt die Übernahme zustande, werden sich für den globalen
Anleihe- und Derivatehandel bedeutende Veränderungen ergeben. Die CME
Group ist Weltmarktführer im börslichen Handel von Anleihe- und
Devisenderivaten und greift mit der ehemals unter dem Namen Icap
bekannten Nex nach dem Betreiber der führenden Anleihe- und
Devisen-Kassahandelsplattformen Brokertec und EBS. Angedacht ist ein
Komplettangebot von Termin- und Kassa- sowie von börslichem und
außerbörslichem Handel aus einer Hand. Davon sollen die
Marktteilnehmer in Form niedrigerer Handelskosten und eines besseren
Risikomanagements profitieren.
Die geplante Transaktion stellt den vorläufigen Höhepunkt eines
veränderten M&A-Trends in der Börsenbranche dar. Im Vordergrund
stehen weniger als früher Übernahmen anderer Börsenbetreiber.
Vielmehr kaufen die Börsenbetreiber Unternehmen, die ihnen eine
Diversifizierung ermöglichen, sei es in Form neuer Asset-Klassen und
Instrumente im Handelsgeschäft oder auch in Form völlig neuer
Geschäftsfelder.
Die bislang größte Transaktion dieser Welle war die Übernahme der
Interactive Data Corporation für 5,2 Mrd. Dollar durch den
CME-Erzrivalen Intercontinental Exchange (ICE) im Jahr 2015. Noch ist
die geplante Übernahme nicht in trockenen Tüchern. Es wird
spekuliert, dass ein anderer Börsenbetreiber noch mit einem
Gegengebot den Hut in den Ring werfen könnte. „Favorit“ der
Mutmaßungen ist wenig verwunderlich die ICE.
Auch für die Deutsche Börse hat die geplante Übernahme
Implikationen. Nach wie vor wird spekuliert, dass die CME mit einem
Gebot aufwarten könnte. Dies ist nun deutlich weniger wahrscheinlich
geworden, und zwar nicht nur, weil die CME Group auf absehbare Zeit
vollauf mit der Integration der Nex beschäftigt sein wird. Bereits
das Nex-Gebot droht bei den Kartellbehörden auf Vorbehalte wegen
einer potenziell zu dominanten Stellung im Anleihegeschäft zu stoßen.
Würde die CME Group mit der Deutsche-Börse-Tochter Eurex auch noch
nach der führenden Euro-Anleihe-Derivate-Plattform greifen, würden
die Wettbewerbshüter wohl kaum stillhalten.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell