BP will jetzt wieder Dividenden zahlen. Vor
allem für Rentner in Großbritannien, deren Auskommen auf dem System
der kapitalgedeckten Altersvorsorge beruht, ist die gestrige
Ankündigung eine gute Nachricht. Zur Normalität kehrt der britische
Energieriese, der vor der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko jährlich
mehrere Milliarden Dollar ausschüttete, damit aber noch lange nicht
zurück. Dass nun pro Quartal mit 7 Cent je Aktie die Hälfte jener
Dividende gezahlt wird, die bis zum Frühjahr 2010 floss, ist eher ein
symbolischer Akt. Nach dem Unfall vor der amerikanischen Südküste,
der im vergangenen April elf Menschenleben forderte, BP bislang
Belastungen von 41 Mrd. Dollar einbrachte und die Börsenbewertung
zeitweise mehr als halbierte, soll das Vertrauen wiederhergestellt
werden – Vertrauen, das der Konzern vor allem in den USA verloren
hat.
Dort ist nun Konsolidierung angesagt. Viel mehr als die
Konzentration auf renditeträchtigere Anlagen ist in Anbetracht der
feindseligen Stimmung, die auch im politischen Zentrum noch
vorherrscht, wohl nicht drin. Der angekündigte Verkauf von zwei
Raffinerien in Kalifornien und Texas belegt das. Auf neue, große
Wachstumsprojekte wird der britische Ölkonzern im bislang wichtigsten
Markt auf unbestimmte Zeit verzichten müssen. Es könnte noch sehr
lange dauern, bis gerichtlich geklärt sein wird, ob BP vor dem Unfall
auf der Bohrplattform grob fahrlässig handelte oder nicht. So lange
aber wird nicht feststehen, ob die Belastungen durch das Desaster
noch deutlich höher ausfallen werden als bislang veranschlagt. In den
aktuellen Aktienkurs, der mit knapp 490 Pence um ein Viertel unter
dem Niveau vor der Plattformexplosion liegt, ist diese Gefahr
eingepreist.
Fraglich erscheint, ob die derzeit beworbene Strategie
„schrumpfen, um zu wachsen“ auf Dauer überzeugen kann. Um die
Belastungen in den USA tragen zu können, sollen Geschäfte im Wert von
30 Mrd. Dollar verkauft werden. Rückläufige Produktionsmengen sind
die Folge, die im Ergebnis des vierten Quartals durch den steigenden
Ölpreis kompensiert werden konnten. BP muss jetzt andere große
Wachstumsoptionen aufzeigen. Die angekündigte strategische Allianz
mit Rosneft wäre eine solche. Sie ist aber mit erheblichen Risiken
behaftet. Die einstweilige Verfügung, die russische Oligarchen
gestern gerichtlich gegen das Projekt erwirkten, könnte nur ein
Vorgeschmack gewesen sein.
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