Der ewig positiv gestimmte Investmentbanker
verweist auf die Pipeline an Fusionen und Übernahmen (M&A), die
natürlich gut gefüllt ist, auf Marktchancen, die sich gerade am
Eigen- und Fremdkapitalmarkt in einem volatilen Umfeld ergeben, oder
auf völlige neue Finanzierungsanforderungen. Und der Profi wird auf
jeden Fall einen „zuversichtlichen Ausblick“ geben. Aber alles
Gesundbeten hilft nichts, der Auftakt im Investment Banking ist
dieses Jahr nicht nur in Deutschland verpfuscht, sondern auch global.
Konnte sich das vergangene Jahr insbesondere in M&A noch mit dem
Vorkrisenboom von 2007 messen, so laufen Hochrechnungen der
Gebühreneinnahmen dieses Jahr auf einen Vergleich mit 2009 hinaus.
Und das vor dem Hintergrund einer nach wie vor reichlich sprudelnden
Liquidität und Unterstützung von der Europäischen Zentralbank.
Geopolitische Verwerfungen, der mögliche Brexit, die schweren
Dämpfer aus China, die Ungewissheit über die US-Präsidentenwahlen und
die Furcht vor terroristischen Anschlägen führen Investoren in den
Attentismus. Und diese abwartende Haltung ist ebenso Gift für
Aktivitäten wie eine deflationäre Entwicklung. Die Folge: Das globale
Volumen in M&A – die Beratung galt früher als Königsdisziplin des
Investment Banking – ist in den ersten drei Monaten 2016 um ein
Fünftel eingebrochen, Equity Capital Marktes um nahezu die Hälfte,
High Yields brechen um 60 Prozent ein, syndizierte Kredite um 20
Prozent. Und Darlehen für schuldenfinanzierte Übernahmen fallen auf
das niedrigste Niveau seit vielen Jahren. Ohne den chinesischen
Übernahmeappetit – die Syngenta-Übernahme führt mit 48 Mrd. Dollar
die globale Rennliste an – läge der Markt noch tiefer darnieder. Doch
auch auf Chinesen ist kein Verlass, wie die Absage der 14 Mrd. Dollar
schweren Akquisition von Starwood Hotels zeigt.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, kommentieren Banker das
Debakel. Argumentation nach Art des Cliffhangers: Der Fortgang wird
in der nächsten Episode deutlich, und nicht nur Filmstar Sylvester
Stallone weiß, wie man mit einem Absturz umgeht. Ist das erste
Quartal schwach, können die Folgemonate nur besser werden,
schließlich sind Unternehmen gezwungen, sich auf den Weltmärkten auch
mit M&A zu positionieren. Damit gewinnt der Markt an „Momentum“ und
der Herbst wird es richten. Alles halb so schlimm? Für ihre Boni
bereiten sich Banker in „Bulge-Bracket-Häusern“, wie man große
Adressen nennt, auf weitere Sparrunden vor – und sie müssen mit
erneuten Stellenstreichungen größeren Ausmaßes rechnen.
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