Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.“ Das
sagte Altkanzler Willy Brandt am Tag nach dem Mauerfall 1989. In
einem profanen Fall aus dem Wirtschaftsleben von heute, Volkswagen
und Suzuki, bleibt hingegen nur festzustellen: Da wächst nichts, rein
gar nichts … Dabei hatte es Ende 2009 so einvernehmlich begonnen.
Die gerade aus dem GM-Einfluss entlassene Suzuki findet in Volkswagen
einen global agierenden Partner, der sich zugleich auch für 1,7 Mrd.
Euro zu 19,9% an dem japanischen Kleinwagenspezialisten beteiligt.
Alles schien in Butter, doch irgendwie hatten die ungleichen Partner
offenbar unter ihrer Verbindung völlig verschiedene Dinge verstanden.
Im deutschen Vertragsrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches gibt es
für diesen Irrtum die Anfechtungsmöglichkeit (Paragraph 119,1). Die
Sache hat nur den Pferdefuß, dass dann auch ein Schadenersatz für die
Gegenseite fällig ist. VW hat eine Verletzung des
Kooperationsvertrages durch Suzuki moniert, Suzuki will daraufhin die
Kooperation beenden und ihre Aktien zurück, VW dagegen hält an dem
finanziell lukrativen Anteil fest und gibt sich weiter an einer
Kooperation mit den Japanern interessiert.
Was also tun, wenn der eine die Partnerschaft partout nicht will,
der andere den widerspenstigen Partner aber so leicht nicht aus der
Vertragspflicht entlassen will? Warum halten die Wolfsburger an einer
Konstruktion fest, die – vor allem kulturell – nicht trägt?
Klar ist, für Suzuki ist eine Verbindung mit einem großen und
potenten Player für das eigene Überleben bedeutender als für
Volkswagen das bei Suzuki vermutete Kleinwagen-Know-how. Über
Kleinwagen-Know-how verfügen auch andere – in Europa beispielsweise
Fiat, Renault und Peugeot -, aber einen Marktanteil von 50% im
Wachstumsmarkt Indien hat nur Suzuki mit dem Partner Maruti zu
bieten.
Volkswagen hat mit der Minderheitsbeteiligung bei Suzuki den Fuß
in der Tür. Zwar verzichtete man auf einen Sitz im Verwaltungsrat,
aber für etwaige neue Bündnisüberlegungen von Suzuki wirkt das
VW-Engagement wie ein Bremsklotz. Diesen zu beseitigen liegt
natürlich im Interesse von Suzuki. Das aber dürfte Zeit und Geld
kosten.
Zeit und Geld, um den wahrscheinlichen Ausfall Suzukis als
Türöffner für Indien und als Kleinwagenexperten zu ersetzen, hat auf
jeden Fall Volkswagen. Denn bis zu einer Lösung wird das
Nichtverhältnis zu Suzuki für Wolfsburg als Finanzbeteiligung keine
Last bedeuten.
(Börsen-Zeitung, 13.9.2011)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weitere Informationen unter:
http://